Es begann mit einer abgeschossenen Drohne im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine. Dann kam es zu wiederholten Sichtungen von Fluggeräten über Dänemark. Und am Flughafen München musste am Samstag der Flugbetrieb wegen Drohnenalarms eingestellt werden.
Die mysteriösen Drohnensichtungen in immer mehr Ländern Europas beunruhigen die Bevölkerung. Nun hat die Schweizer Armee reagiert und kündigte an, die Drohnenabwehr für militärische Infrastruktur möglichst rasch zu stärken.
Armasuisse muss rasch beschaffen
Dafür zuständig ist das Drohnen- und Robotikzentrum des Bundesamtes für Rüstung (Armasuisse). Sogar eine eigene Taskforce Drohnen wurde eingerichtet, sagt Thomas Rothacher, Stellvertretender Rüstungschef und Leiter der Taskforce Drohnen bei Armasuisse: «Wir haben den Auftrag von der Gruppe Verteidigung erhalten, dass wir ein Abwehrsystem beschaffen sollen. Wir prüfen jetzt aus den Erkenntnissen der Taskforce Drohnen, was dies für die Spezifikationen bedeutet und was ein solches System tatsächlich können muss. Dann werden wir bei der Industrie nachfragen.»
Ehrlich gesagt lieber dieses Jahr als erst nächstes Jahr.
Ein erstes Ziel ist seit einigen Tagen klar: Die Armee soll ein Abwehrsystem gegen Mikro- und Minidrohnen erhalten. Und zwar so schnell wie möglich, sagte Armeechef Thomas Süssli gegenüber den Zeitungen der CH-Media: «Ehrlich gesagt lieber dieses Jahr als erst nächstes Jahr.»
Keine Patentlösung bei der Drohnenabwehr
Das ist aber unter Umständen ein nicht ganz so einfaches Unterfangen, sagt Ivo Capaul, Experte für Verteidigungspolitik am Zentrum für Sicherheitsstudien an der ETH Zürich. Er befasst sich unter anderem mit Rüstungsbeschaffungen und ortet im Bereich Drohnen grundsätzliche Probleme: «Es gibt Drohnen unterschiedlicher Grösse und mit unterschiedlichen Flugeigenschaften und die sich in unterschiedlichen Flughöhen befinden. Es gibt also keine Patentlösungen bei der Drohnenabwehr. Man muss eine ganze Palette an Drohnen einsetzen.»
Dies ist auch eine Lehre aus dem Ukraine-Krieg, wo Drohnen kaum mehr wegzudenken sind. Auch das rasante Tempo der Innovationen, wie es sich in der Ukraine beobachten lässt, kann laut dem Experten zum Problem werden, wenn Rüstungsbeschaffungen sich in der Schweiz über Jahre hinziehen. «Es besteht die Gefahr, dass zu dem Zeitpunkt, an dem ein Drohnenabwehrsystem in Dienst gestellt werden kann, bereits veraltet ist», erklärt Capaul.
Eigenes Fachwissen aufbauen
Und die Beschaffung von Drohnen allein genügt ebenfalls nicht, ergänzt Capaul: «Angesichts der schnellen Innovationszyklen in der Drohnentechnologie, wie man das auch im Ukraine-Krieg beobachten kann, ist es wichtig, dass die Armee nicht nur eigene Drohnenabwehrsysteme besitzt und diese einsetzen kann, sondern dass sie auch langfristig die eigene Drohnenfähigkeit weiterentwickeln kann.»
Das bedeutet, um die Drohnenabwehr nachhaltig zu stärken, bedarf es in der Armee beispielsweise eigens ausgebildeten Personals mit speziellem Fachwissen.