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Geflüchtete aus der Ukraine Flüchtlinge: Vieles funktioniert – aber Bund braucht mehr Plätze

Geflüchtete in der Schweiz: Pro Tag kommen in der Schweiz rund 1000 Schutz suchende Menschen aus der Ukraine an. 22'000 Geflüchtete aus der Ukraine sind laut David Keller, Leiter Krisenstab Asyl beim Staatssekretariat für Migration (SEM) inzwischen in der Schweiz angekommen, rund 18'000 seien an die Kantone verteilt und rund 4000 in den Unterkünften des Bundes untergebracht. Hinzu kämen noch rund 4000 Asylsuchende.

Unterbringung: Der Bund muss weitere Plätze für die Geflüchteten schaffen, bevor sie den Kantonen zugewiesen werden. Besonders in Zürich komme es wegen des grossen Andrangs zu Engpässen, sagt David Keller. «Da wir in Zürich nicht genug Plätze haben, sind wir gezwungen, Transfers in andere Kantone vorzunehmen», so Keller. Zudem würden in Thun (BE) und in Chamblon (VD) zwei Militärturnhallen geöffnet, weitere Standorte sollten folgen. Der Bund verfüge weiterhin über rund 9000 Plätze, müsse aber eine Reserve von weiteren 2000 Plätzen für ukrainische Geflüchtete schaffen.

Kinder und Einschulung: Die Schweizerische Volksschulämterkonferenz (SVAK) geht von rund 5000 ukrainischen Kindern im schulfähigen Alter aus, die bisher in die Schweiz geflüchtet sind. Rund 3100 Kinder hätten den Schutzstatus S erhalten. Trotz der speziellen Herausforderungen mit der hohen Anzahl von ukrainischen Flüchtlingskindern und den Sprachbarrieren wüssten die Schweizer Schulen, was sich bei der Aufnahme von vertriebenen Menschen bewährt habe, sagte Andreas Walter, Co-Präsident der SVAK.

Die Schulen wüssten, welche Strukturen es brauche, und sie verfügten über die nötigen Kompetenzen, die Herausforderungen zu meistern. Deshalb geht Walter davon aus, dass die Kantone und Gemeinden allen ukrainischen Flüchtlingskinder das Grundrecht auf Bildung gewähren können. Auf unvorhergesehene Entwicklungen müssten Schulen rasch und unbürokratisch reagieren, zusammen mit den Gemeinden. So brauche es zum Beispiel mehr Lehrpersonen.

Zivildienst: Die Kantone stossen wegen der grossen Zahl von ukrainischen Flüchtlingen langsam an ihre personellen Kapazitätsgrenzen. Deshalb haben etliche von ihnen Zivildienstleistende angefordert oder bereits erhalten.

Für die Kantone sei der zusätzliche Personalbedarf eine Herausforderung, sagte Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK). Denn die neuen Anlagen müssten betrieben und es müsse gekocht werden. Auch die Gastfamilien bräuchten Begleitung und die Bedürfnisse der Schutzsuchenden müssten abgeklärt werden. Auch das Staatssekretariat für Migration (SEM) sucht dringend neue Mitarbeitende.

Zusammenarbeit der politischen Ebenen : Gemäss dem Direktor des Schweizerischer Gemeindeverbands sind die Gemeinden bei der Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge, bei der Einschulung der Kinder und der Kommunikation «in alle Richtungen» besonders gefordert. Wichtig sei, dass sich alle Ebenen auf vorhandene Strukturen stützten. Je koordinierter die Abläufe seien, desto eher profitierten die Geflüchteten nachhaltig, sagte Christoph Niederberger, Direktor Schweizerischer Gemeindeverband.

Was die Schweiz zu bewältigen habe, sei eine Verbundaufgabe zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden. Im Endeffekt stünden dann aber die Gemeinden vor grossen Herausforderungen. Niederberger lobte die Gemeinden, die es bisher mit «viel Engagement und Einsatz» geschafft hätten, Geflüchtete unterzubringen und Kinder einzuschulen.

SRF 4 News, 31.03.2022, 15:30 Uhr ; 

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