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Krieg in der Ukraine Schweizer Behörden und NGOs suchen nach Betten für Flüchtlinge

Wo bringt man 13'600 Menschen unter – und das auf die Schnelle? Kein leichtes Unterfangen. Denn die Prüfung von Liegenschaften braucht viel Personal.

13'600: So viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind innerhalb von vier Wochen in die Schweiz gekommen respektive in den Bundesasylzentren registriert worden. Über die Hälfte von ihnen hat schon den Schutzstatus S erhalten – und es werden noch sehr viel mehr kommen. Bis zu 50'000 Kriegsflüchtlinge werden bis im Frühsommer erwartet.

Die Menschen müssen möglichst schnell ein Dach über dem Kopf und ein Bett bekommen, und sie werden vielleicht lange hier bleiben. Damit rechnet jedenfalls Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Sie sagte am Donnerstag beim Besuch des Bundesasylzentrums Basel: «Wenn ich die Bilder der Zerstörung sehe, dann glaube ich nicht daran, dass die Menschen so schnell einfach zurückgehen können in ihre Heimat.»

Für die Schweiz heisst das: Bund, Kantone, Gemeinden und Hilfsorganisationen müssen in kürzester Zeit neue Strukturen schaffen. Das ist für alle eine riesige Herausforderung.

Unterkünfte müssen geprüft werden

7500 neue Plätze haben die Kantone in den letzten Tagen für Flüchtlinge aus der Ukraine geschaffen, sagt Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK). Und die Kantone suchen weiter nach Betten. «Dabei nehmen sie sowohl Wohnungen als auch freie Ferienkolonien in Betrieb. Sie suchen stillgelegte stationäre Strukturen wie beispielsweise Altersheime. Sie besetzen leerstehende Hotels, aber auch Turnhallen und Sportzentren.»

Um all diese Liegenschaften zu prüfen und schnell einzurichten, brauche es dringend mehr Personal. Bisher hätten alle Schutzsuchenden untergebracht werden können. Doch erste Kantone kommen bereits an ihre Grenzen. Beispiel Nidwalden: Es sei ein Wettlauf gegen die Zeit, schreibt die Regierung. Der Kanton macht einen öffentlichen Aufruf und sucht dringend weitere Unterkünfte.

Das ist kein Airbnb-Modell, wo wir auf Knopfdruck einen Geflüchteten bei einer Familie platzieren können.
Autor: Miriam Behrens Direktorin SFH

Zusätzliche Plätze gibt es bei Privaten. Über 28'000 Gastfamilien haben sich bis jetzt gemeldet und stellen fast 70'000 Betten zur Verfügung. Doch vermittelt wurden erst rund 1300 Personen. Warum so wenige?

Lage momentan im Griff

Miriam Behrens, Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH, sagt, die Angebote der Gastfamilien, ihre Bedürfnisse und diejenigen der Geflüchteten müssten sorgfältig abgeklärt werden, was eine gewisse Zeit in Anspruch nehme. «Das ist kein Airbnb-Modell, wo wir auf Knopfdruck einen Geflüchteten bei einer Familie platzieren können.»

Ungeduldige Gastfamilien sollten nun nicht auf eigene Faust an den Bahnhof gehen und Flüchtlinge zu sich holen. Das öffnet Tür und Tor für Menschenhändler und Prostitution. Das Fazit der involvierten Behörden: Im Moment habe man die Lage im Griff und die Zusammenarbeit sei gut. Doch was in zwei Monaten ist, wagt im Moment niemand vorauszusagen.

HeuteMorgen, 25.03.2022, 06:00 Uhr

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