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Gegen Strommangel im Winter Reservekraftwerke neu ausgeschrieben – Engpässe ab 2030 erwartet

  • Das Bundesamt für Energie (BFE) hat Reservekraftwerke gegen einen möglichen Strommangel im Winter für die Zeit nach 2026 ausgeschrieben.
  • Sie sollen die bestehenden drei Reservekraftwerke ablösen, deren Verträge im Frühling 2026 auslaufen.
  • Die Elektrizitätskommission Elcom schliesst Engpässe in den nächsten Jahren nicht aus und ortet massiv steigende Unsicherheiten ab 2030.

Die Gesamtleistung der nur bei Bedarf eingeschalteten Reserven soll wie bisher 400 Megawatt (MW) betragen, wie das BFE mitteilt. Die Reserven müssen jeweils vom 1. Dezember bis zum 31. Mai im Notfall bereitstehen. Die Verträge für die Anbieter sollen 15 Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit laufen. Danach müssen die Anlagen zurückgebaut werden.

Reservekraftwerk.
Legende: Das fossil betriebene Reservekraftwerk im aargauischen Birr. Keystone/Michael Buholzer

Die aktuellen fossil betriebenen Reservekraftwerke in Birr AG, Cornaux NE und Monthey VS sind in der befristeten Winterreserveverordnung gesetzlich geregelt. Deren Verträge laufen im Frühling 2026 aus. Deswegen erfolgt jetzt die neue Ausschreibung.

Ende Juni gab der Bundesrat eine Revision des Stromversorgungsgesetzes in die Vernehmlassung, die eine eigene gesetzliche Grundlage für die Stromreserven schafft. Neben den Reservekraftwerken sind darin auch die Wasserkraftreserve, die gepoolten Notstromgruppen und die Wärme-Kraft-Koppelungsanlagen geregelt. Die gepoolten Notstromgruppen will das BFE im Herbst ausschreiben.

Elcom: Massiv steigende Unsicherheiten ab 2030

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission Elcom kommt zum Schluss, dass die Schweiz auch in Zukunft nicht auf die mit Öl oder Gas betriebenen Reservekraftwerke verzichten kann. Gemäss ihrer Analyse sind Knappheiten für die nächsten Jahre nicht auszuschliessen.

Ab 2030 würden die Unsicherheiten sogar massiv ansteigen, erklärt Elcom-Präsident Werner Luginbühl. Denn dann erreichten weitere Kernkraftwerke 60 Jahre. «Wir wissen nicht, wie schnell der Zubau bei den erneuerbaren Energien tatsächlich erfolgen wird und wie stark der Energiebedarf durch die Dekarbonisierung ansteigen wird.» Es sei offen, wann die Kernkraftwerke in der Schweiz wirklich ausser Betrieb gehen würden.

Es ist eine Absicherungsstrategie.
Autor: Werner Luginbühl Elcom-Präsident

In der Energieversorgung seien enorme Unsicherheiten in einer enormen Spannbreite drin, so der Elcom-Präsident. Deswegen sollen die Reservekapazitäten noch ausgebaut werden. Luginbühl betont, dass diese Reservekraftwerke nur gebraucht würden, wenn es Probleme gebe. Es sei eine Absicherungsstrategie.

Erste Reaktionen auf die Strategie des Bundes

Die SVP zeigt sich besorgt über allfällige Engpässe in der Energieversorgung: «Es wird vor allem im Winter zu wenig Strom geben. Was wir jetzt machen müssen, ist kurzfristig mit fossilen Grosskraftwerken sehr teuer eine redundante Stromversorgung in der Schweiz erstellen», sagt der Solothurner SVP-Nationalrat Christian Imark, Mitglied der nationalrätlichen Energiekommission. Und das sei schlecht für die Umwelt und auch sehr schlecht für die Kosten.

Dass der Bund auch künftig beim Notreservestrom auf fossile Energien setzt, kommt beim grünen Energiepolitiker Martin Egger schlecht an. Zumal es durchaus Alternativen gebe, ist der Thurgauer Nationalrat überzeugt: «Wir plädieren, dass man die Wasserkraftreserve ausbaut. Das heisst, dass man in den Stauseen eben Wasser zurückhält und dieses Wasser dann nutzt, um Strom zu produzieren, wenn wir eine Mangellage haben.»

Klimabewegung spricht von «Skandal»

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Die Bewegung Klimastreik bezeichnet die Ausschreibung als Skandal. Das Stromversorgungsgesetz sei noch in der Vernehmlassung und schon schaffe Umwelt- und Energieminister Albert Rösti klimazerstörende Fakten – ohne Rechtsgrundlage. Der Klimastreik werde alle fossilen Kraftwerke auf sämtlichen Ebenen bekämpfen und erwäge das Referendum gegen das Stromversorgungsgesetz, erklärt die Bewegung weiter.

Echo der Zeit, 28.07.2023, 18:00 Uhr ; 

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