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Reservekraftwerke sollen Energiekollaps verhindern
Aus Tagesschau vom 18.08.2022.
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Strom- und Gasmangellage Reservekraftwerke: Antworten auf die wichtigsten Fragen

Was sind Reservekraftwerke? Zur Abdeckung von Spitzenlasten hat die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) im November 2021 in einem Bericht empfohlen, bis 2025 zwei bis drei Reserve-Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von bis zu 1000 Megawatt zu bauen. Abklärungen der Bundesbehörden bei Kraftwerkbetreibern und Kantonen haben jetzt ergeben, dass bereits im Spätwinter 2022/23 Anlagen mit einer Leistung von bis zu 300 Megawatt bereitstehen könnten. Die Anlagen sollten wegen einer möglichen Gasmangellage auch mit Erdöl betrieben werden können. Der Bundesrat hat gestern beschlossen, dass mit den entsprechenden Betreibern in den nächsten Wochen Verträge für den Betrieb ab diesem Winter ausgehandelt werden sollen.

Das Rendering zeigt ein mobiles Gaskraftwerk von GE Power.
Legende: Dieses Rendering zeigt ein mobiles Gaskraftwerk von GE Power. Youtube/GE Power

Wann werden die Reservekraftwerke zum Einsatz kommen? Diese Kraftwerke würden gemäss dem Bund nur in Ausnahmesituationen und für kurze Zeit in Betrieb genommen. Und zwar dann, wenn auf dem Strommarkt zu wenig Strom vorhanden ist. Die Details zum Einsatz dieser Reservekraftwerke sollen in einer Verordnung geregelt werden.

Wasserkraftreserve – was ist das?

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Bereits im Februar hatte der Bundesrat beschlossen, dass Speicherkraftwerke kommenden Winter eine bestimmte Menge Wasser zurückhalten müssen, die bei Bedarf für die Stromproduktion abgerufen werden kann. Im Unterschied zu dieser Wasserkraftreserve wird mit den Reservekraftwerken aber effektiv mehr Strom in das System eingespiesen.

Wo könnten solche Kraftwerke zu stehen kommen? Der Bund macht aktuell keine Angaben zu möglichen Standorten oder Grösse der Anlagen, die bereits im Februar 2023 Strom produzieren könnten. Auch will er nicht sagen, mit wem er derzeit konkret verhandelt. Wegen des gedrängten Zeitplans liegt es aber auf der Hand, dass wohl einerseits mit kleineren, mobilen Anlagen geplant wird. Andererseits könnte die bestehende Versuchsanlage der Firma Ansaldo Energia in Birr (AG) genutzt werden. Diese Anlage kann mit Öl und Gas bis zu 740 Megawatt produzieren. Der Kanton Aargau sagte am Donnerstag, er sei mit der Firma und dem Bund im Gespräch. Eine Stellungnahme von Ansaldo Energia war nicht erhältlich.

Die Elcom hat aber in ihrem Bericht vom November letzten Jahres 17 mögliche Standorte (siehe unten stehende Karte) für Gas-Reservekraftwerke genannt. Unter anderem mussten die Standorte folgende Kriterien erfüllen:

  • die Möglichkeit, grosse Mengen Strom ins Netz einzuspeisen
  • Anschluss ans Gasnetz respektive einen Bahnanschluss für flüssige Brennstoffe wie Öl

Wie schädlich sind diese Kraftwerke für die Umwelt? Gaskraftwerke verursachen Emissionen. Im Betrieb sind das zwar deutlich weniger als etwa Kohlekraftwerke. Auch bei den Treibhausgasen schneiden Sie besser ab. Rechnet man aber auch die Gasförderung und den Transport ein, dürften sie gemäss Studien ähnlich klimaschädlich oder gar noch schädlicher sein als Kohlekraftwerke.

Der Bund schreibt, dass für diese Reservekraftwerke die Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung und eventuell auch der Lärmschutzverordnung aufgehoben werden sollen. Dies sei nötig, falls die Anlagen mehr als 50 Stunden pro Jahr laufen würden. Reservekraftwerke sollen zudem per Verordnung dem Emissionshandel unterstellt werden.

Kann der Bundesrat alleine entscheiden? Der Bundesrat will die rechtlichen Grundlagen für die Reservekraftwerke auf dem Verordnungsweg erlassen. Das Stromversorgungsgesetz gibt ihm bei Gefährdung der Versorgungslage die entsprechende Kompetenz. Die Details werden jetzt ausgearbeitet, die Verordnung soll spätestens Mitte Februar in Kraft treten. Zur Finanzierung wird der Bundesrat beim Parlament Nachtrags- und Verpflichtungskredite beantragen.

Es ist nun sehr spät, es sollte aber noch reichen, etwas zu unternehmen.
Autor: Peter Stuber Fachhochschule Nordwestschweiz

Das meint der Experte zum Plan des Bundes: Peter Stuber ist Dozent für Energietechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er findet es richtig, dass der Bund alle Möglichkeiten in Betracht zeiht: «Thermische Kraftwerke wie Gasturbinenkraftwerke sind eine gute Möglichkeit, um die Strommangellage zu bekämpfen.» Besonders beim Einsatz von mobilen Gasturbinen sieht er viel Potenzial für die kurzfristige Versorgungssicherheit. Diese seien zwar kleiner in der Leistung, als etwa das Versuchskraftwerk in Birr, hätten aber auch Vorteile: «Je kleiner eine Anlage ist, umso einfacher ist eine Anbindung ans Stromnetz. Zudem sind die mobilen Anlagen schnell auf- und auch wieder abgebaut.»

Stuber hätte es zwar begrüsst, wenn der Bund die Reservekapazitäten früher aufgebaut hätte. «Es ist nun sehr spät, es sollte aber noch reichen, etwas zu unternehmen.»

Tagesschau, 18.08.2022, 19.30 Uhr

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