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Keine Exportbewilligungen mehr für Crypto-Nachfolgefirmen
Aus HeuteMorgen vom 24.06.2020.
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Geheimdienst-Affäre Cryptoleaks: Auch die Schweiz hörte ab

Die Schweiz profitierte seit den 80er-Jahren von der Spionage-Operation. Seit Anfang der 2000er-Jahre knackte der Nachrichtendienst die Geräte sogar selber.

Seit den Enthüllungen rund um Cryptoleaks herrscht in Bundesbern Schweigen. Wie viel die offizielle Schweiz wusste und warum sie die Operation über Jahrzehnte duldete, ist bis heute nicht geklärt.

Recherchen der «Rundschau» zeigen jetzt: Auch die Schweiz profitierte vom Abhören der Geräte der Crypto AG. Das zeigen Gespräche mit mehreren Personen aus dem Nachrichtendienst. Sie reden anonym.

Gewähren lassen und profitieren

Die Schweiz habe sehr früh herausgefunden, was bei der Zuger Firma abgehe, sagt ein Nachrichtendienstler: «Dann gab es einen Deal: Man lässt die Operation gewähren, die Schweiz profitiert dafür von den Informationen.»

Man konnte in der ganzen Welt abhören.
Anonymer Nachrichtendienstler

Anfangs der 2000er-Jahre hat die Schweiz laut Aussagen von Nachrichtendienstlern sogar den Schlüssel für die Crypto-Geräte erhalten und war so in der Lage, die Geräte selbst zu entschlüsseln. «Man konnte in der ganzen Welt abhören», sagt einer von ihnen. Aus patriotischer Sicht sei es eine Katastrophe, dass die Operation nun aufgedeckt wurde: «Einer der wichtigsten Sensoren zum Abhören ist jetzt gekappt.»

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«Die Schweiz profitiert von den Informationen, das war der Deal»
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Die gewonnenen Informationen nutzte die Schweiz auch für Verhandlungen – zum Beispiel bei der Freilassung der amerikanischen Geiseln im Iran im Jahr 1981. Die Schweiz vermittelte erfolgreich – mithilfe von Informationen aus Crypto-Geräten.

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Hänni: «Es ist wichtig, dass die Schweiz als Gastland auch Informationen bekam»
Aus News-Clip vom 24.06.2020.
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Geheimdienstexperte Adrian Hänni findet es «richtig und wichtig», dass die Schweiz profitierte: «Es wäre ja schade, wenn man als Gastgeber hier aussen vor gelassen worden wäre.»

Unfreiwillige Handlanger der Geheimdienste

Den Crypto-Mitarbeitern gegenüber liessen die Schweizer Behörden nie durchblicken, dass sie involviert waren. Jürg Spörndli, ein ehemaliger Crypto-Ingenieur sagt: «Von den Behörden ist eigentlich immer demonstrativ null Interesse gezeigt worden.»

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Spörndli: «Die Behörden zeigten demonstrativ kein Interesse»
Aus News-Clip vom 24.06.2020.
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Die Mitarbeiter reisten unwissend ins Ausland und priesen die Geräte als topsicher an. Lange ging dies gut – bis 1992 der Verkäufer Hans Bühler im Iran verhaftet wurde. Der Vorwurf: Er sei ein Spion für die Schweizer Polizei.

Der Nachrichtendienst ist kein Streichelzoo.
Anonymer Nachrichtendienstler

Auch danach waren Dutzende Mitarbeiter im Ausland tätig. Nicht nur im Auftrag ihrer Firma, sondern auch als unfreiwillige Handlanger aller Geheimdienste, die von der Operation profitierten. Ein Nachrichtendienstler sagt dazu: «Der Nachrichtendienst ist kein Streichelzoo.»

Das Schweigen der Betroffenen

Fast 70 Jahre lange produzierte die Firma Crypto AG manipulierte Verschlüsselungsgeräte. Die Firma war bis 2018 im Besitz der CIA, bis 1994 war auch der BND beteiligt.

TCG Legacy, die seit der Aufspaltung der Crypto AG die rechtliche Nachfolgerin der Firma ist, schreibt der «Rundschau», sie könne den Sachverhalt nicht bestätigen und deshalb auch nicht kommentieren: «Aufgrund der Aktenlage hat die TCG Legacy AG in Liquidation keine Kenntnisse davon.»

Der Nachrichtendienst des Bundes äussert sich nicht zu den Recherchen der «Rundschau» – wegen der laufenden Untersuchung der Geschäftsprüfungsdelegation.

«Rundschau»

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Mehr zum Thema in der «Rundschau» um 20.05 Uhr auf SRF 1.

SRF 4 News, 24.06.20; 9:30 Uhr

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