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Gemeindepolitik Wie Junge frischen Wind in die Gemeindepolitik bringen wollen

Jede zweite Gemeinde in der Schweiz hat Mühe, Mitglieder für den Gemeinderat zu finden. Das soll sich ändern.

Das durchschnittliche Alter von Gemeinderatsmitgliedern in der Schweiz liegt bei 54 Jahren. Zu alt, finden acht junge Menschen und wollen das ändern. Deshalb haben sie den Verein Generation Gemeinderat gegründet.

«Wenn man die ganze Weltpolitik anschaut, fühlt man sich manchmal richtig machtlos», sagt Simon Rauber, einer der acht Gründungsmitglieder des Vereins. «Viele wissen aber nicht, dass man auf der Gemeinde-Ebene viel verändern kann.»

Frauenhand mit Abstimmungsgerät.
Legende: Auf Gemeinde-Ebene können junge Menschen viel bewirken, ist der Verein Generation Gemeinderat überzeugt. (Symbolbild) KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Die acht Menschen studieren gemeinsam an der Hochschule der Künste in Bern politische Kommunikation. Im Rahmen ihres Studiengangs mussten sie eine politische Kampagne planen. Der Name ihrer Kampagne: «Du chasch das imfau oh! Deine Gemeinde braucht dich». Dazu haben sie auch ein Spiel entwickelt.

So funktioniert das Spiel

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Drei Karten mit Textlücken und mögliche Antworten.
Legende: Die lustigste Kombination gewinnt. SRF

Es gehe nach dem Prinzip «Kampf gegen das Bünzlitum», so der Verein.

Auf einem Teil der Karten ist ein Lückentext geschrieben, auf dem anderen Teil der Karten stehen die möglichen Antworten. Passend zur Gemeindepolitik: eine Frage – viele verschiedene Antworten.

Hier zwei Beispiele eines Lückentexts:

  • Um die Gemeindekasse auszugleichen, soll eine Steuer auf _______ erhoben werden.
  • Ich halte meine Antrittsrede, hebe feierlich mein Bier und verkünde: «Ein Hoch auf ________!»

Gewonnen hat jene Person, die aus den Textbausteinen den lustigsten Satz gebildet hat. «Die lustigen Antworten sollen junge Menschen motivieren, über politische Themen zu reden», sagt Simon Rauber vom Verein Generation Gemeinderat.

Eine junge Frau, die das Innenleben der Gemeindepolitik kennt, ist Nathalie Meichtry. Sie ist seit fünf Monaten im Gemeinderat von Baltschieder VS, einer Gemeinde bei Visp, mit rund 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Nathalie Meichtry lebt also genau das, was der Verein anstrebt.

Sie profitiert vom Amt und das Amt von ihr

Die 27-Jährige ist parteilos und wurde bei den Gemeindewahlen 2024 gewählt: «Es läuft super und macht extrem viel Spass», sagt die Gemeinderätin. Dank dem Ressort Soziales beispielsweise habe sie erstmals Berührungspunkte mit der Sozialarbeit erhalten und sie könne enorm viel lernen.

Eine Frau spricht in ein Mikrofon.
Legende: Sie könne vom Amt auch persönlich viel profitieren, sagt Nathalie Meichtry, die seit fünf Monaten Gemeinderätin in Baltschieder VS ist. zvg/ Manuel Lopez VOLL TOLL

Nathalie Meichtry sagt, sie könne auch persönlich viel mitnehmen: «Ich konnte meine Auftrittskompetenzen verbessern, durfte viele spannende Leute kennenlernen und habe viele inspirierende Gespräche geführt.» Bis jetzt könne sie nichts Negatives aufzählen.

Junge Menschen in der Lokalpolitik bringen frischen Wind und neue Gedanken. Das ist sehr wertvoll für die Gemeinde.
Autor: Nathalie Meichtry Gemeinderätin Baltschieder VS

Wird sie als junge Politikerin in der Gemeinde ernst genommen? Manchmal werde sie zuerst schon etwas komisch angeschaut, sagt Nathalie Meichtry. «Aber sobald die Leute merken, dass Engagement und Interesse vorhanden sind, wird man ernst genommen.»

Und sie ist überzeugt: «Junge Menschen in der Lokalpolitik bringen frischen Wind und neue Gedanken, das ist sehr wertvoll für die Gemeinde.» Der Verein Generation Gemeinderat will genau diesen frischen Wind fördern, indem er 18- bis 30-Jährige dazu bringen will, sich zu beteiligen. Dies vor allem via soziale Medien.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 22.5.2025, 17:30 Uhr ; 

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