Der Werdegang von Hassan Dahli ist eine Erfolgsgeschichte. Der 34-Jährige aus Bangladesch führt heute ein Sicherheits- und Gebäudereinigungsunternehmen mit knapp 40 Angestellten. Und dies, obwohl der Start in seine berufliche Karriere in der Schweiz von Herausforderungen geprägt war.
Dahli strandete mit 13 Jahren als Waisenkind in Schaffhausen. Er machte eine Lehre als Pflegefachmann in einem Altersheim und wollte danach eine kaufmännische Ausbildung in Angriff nehmen. Das Problem: Hassan Dahli konnte kaum Deutsch.
Durch seinen Lehrbetrieb wurde er damals auf das Angebot von «Zündschnur» aufmerksam – ein Verein aus Neuhausen am Rheinfall, gegründet 2006, der sich um Jugendliche kümmert, die kurz davor stehen, die Lehre abzubrechen oder sie wegen schlechter Schulnoten zu verlieren.
Lernbegleitung als Mittel zum Erfolg
«Zündschnur» stellte Dahli einen Lernbegleiter zur Seite. «Ich war oft nur wegen Deutschproblemen bei ihm und dann lernten wir eine oder zwei Stunden zusammen», erinnert sich der 34-Jährige. «Später haben wir uns auch über Privates ausgetauscht.»
Der Lernbegleiter habe ihm wertvolle Tipps gegeben und sei zu einer wichtigen Bezugsperson geworden, eine Art Vaterfigur. «Es ist eine Beziehung entstanden», so Dahli. «Ich konnte ihn jederzeit fragen und mich auf seine Antwort verlassen.» Das habe ihm Selbstvertrauen gegeben.
Trotz aller Widrigkeiten schloss Hassan Dahli seine kaufmännische Lehre erfolgreich ab. Dies sollte der Grundpfeiler seiner beruflichen Karriere sein. Heute ist Dahli Firmenbesitzer und sagt: «Ohne ‹Zündschnur› wäre ich nicht das, was ich heute bin.»
Hilfe über schulische Probleme hinaus
Aktuell arbeiten rund 100 Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter für den Verein. Es sind erfahrene Berufsleute aus allen Fachrichtungen. Sie kümmern sich um bis zu 70 Jugendliche. Eine dieser Lernbegleiterinnen ist Cordula Schneckenburger. Sie betreut – neben ihrem Job als Lehrerin – ein bis zwei Jugendliche.
«Was mir besonders gut gefällt, ist die individuelle Betreuung der Jugendlichen bei ihren Schwierigkeiten», sagt sie. Als Lehrerin sei es ihr nicht vollumfänglich möglich, auf die Probleme aller 20 Schülerinnen und Schüler einzugehen. «Bei der ‹Zündschnur› allerdings gelingt dies sehr gut.»
Die schulischen Schwierigkeiten stünden zwar im Fokus, sagt Schneckenburger. Aber es sei auch Hilfe darüber hinaus möglich. «Das hängt davon ab, wie sehr sich der Jugendliche öffnet.»
Nach «Zündschnur»: 95 Prozent schaffen Lehrabschluss
Das Programm ist nicht kostenlos, die Jugendlichen müssen im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag entrichten – zwischen 5 und 20 Franken pro Lektion. Aber: Das Finanzielle dürfe die Lernbegleitung nie verhindern, sagt «Zündschnur»-Präsident Ruedi Meier. «Wenn sich ein Jugendlicher nichts leisten kann, weil er vom Lehrlingslohn leben muss, kann er gratis zu uns kommen.»
Für Jugendliche sei der Verein der letzte Rettungsanker vor dem Lehrabbruch. Ein erfolgreicher Rettungsanker. Seit der Gründung hat «Zündschnur» über 560 Lehrlinge betreut und sie in 95 Prozent der Fälle erfolgreich durch die Lehre gebracht.
‹Zündschnur› ist der letzte Rettungsanker vor dem Lehrabbruch.
Aber auch Meier sagt: «Grundsätzlich können wir einem Jugendlichen nur helfen, wenn er auch will. Der Lernbegleiter begleitet ihn, zeigt ihm Lösungsansätze. Aber machen muss es der Jugendliche selbst. Wenn er das nicht will, dann funktioniert auch bei uns eine Lernbegleitung nicht.»