Im Schnitt acht Prozent teurere Krankenkassenprämien per 2024, diese düstere Aussicht erhöht den Spardruck auf alle Beteiligten. Ein Ansatz wäre, Spitalbetten zu reduzieren oder gleich Spitäler zusammenzulegen oder zu schliessen.
Basel-Stadt und Basel-Landschaft wollten vor vier Jahren erstmals ihre Kantonsspitäler zusammenlegen - und wagten sich auf das Minenfeld Spitalfusion. Beide sind Träger der Universität Basel, und das Basler Unispital (USB) wäre mit fusioniert worden. «Wäre», denn die Fusion blitzte 2019 im Stadtkanton ab; der Landkanton sagte Ja.
Nur vier Jahre später ist jetzt die Basler Spitalfusion politisch wieder auf dem Tisch: Mit einer Spitalfusion könnte man die Grundversorgung stärken und die Kosten dämpfen, sagt die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss. Es wäre darum «ein wichtiges Zeichen, dass diese Spitalfusion wieder angepackt wird».
Auch die Baselbieter alt Nationalrätin der SP Susanne Leutenegger-Oberholzer hofft auf einen neuen Anlauf für die Spitalfusion, wie sie kürzlich in einer Talkrunde von TeleBasel sagte. Neben ihr sass der Basler FDP-Grossrat Luca Urgese, der zustimmte: «Das ist sicher etwas, was man anschauen muss.»
Der Baselbieter FDP-Landrat Sven Inäbnit schliesst einen neuen Anlauf für eine Spitalfusion beider Basel nicht per se aus. Aber angesichts der finanziellen Herausforderungen sowie des Trends «ambulant vor stationär» pocht er vor allem auf eine breitere Diskussion, auch mit Blick auf die Nachbarkantone Solothurn und Aargau.
Der baselstädtische Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger gibt einem neuen Anlauf zur Spitalfusion indes wenig Chancen. 2019 sei die beste Lösung dafür auf dem Tisch gewesen.
Basel ist überversorgt.
Für den Gesundheitsökonomen Heinz Locher ist in den beiden Basel Handlungsbedarf gegeben: «Basel ist überversorgt.» Eine Spitalfusion sei jedoch nicht der beste Ansatz - damit drohten Emotionen und Streit.
Stattdessen schlägt Locher vor, Fakten offen zu diskutieren: Wie viele Spitäler die Region Basel wirklich brauche. Auch dies sei eine emotionale Diskussion, wie er einräumt: In St. Gallen und der Waadt seien Gesundheitsdirektoren abgewählt worden, weil sie Spitäler schliessen wollten.
Symbolik und Wettbewerb
Ein Zankapfel ist das Bruderholzspital, der zweite grosse Standort des Kantonsspitals Baselland. Der 1973 eingeweihte Bau war als Autonomiesignal des Landkantons gut sichtbar an die Stadtgrenze gebaut worden. Baselland plant einen Neubau, der dreistellige Millionen kosten dürfte.
Und auch das Unispital Basel will nicht nur einen seiner beiden Flügel ersetzen, sondern noch einen zusätzlich bauen. Unter dem Strich plant das Unispital Neubauten für rund 1,7 Milliarden Franken.
Zweifel an Expansionskurs
Seit dem Nein zur Fusion von 2019 forcieren die Kantonsspitäler beider Basel also jeweils den Aus- statt Abbau. Wiederholte Debatten über explodierende Gesundheitskosten lassen nun aber in den Parlamenten den Support für diesen teuren Expansionskurs erodieren.
Mitte Oktober hat der Basler Grosse Rat den Bebauungsplan des USB auf Eis gelegt, bis die Finanzierung geklärt ist. Dies, nachdem das USB dafür ein Darlehen von 300 Millionen beantragt hatte. Erst vor kurzem hat sich der Stadtkanton gut 90 Millionen Wertberichtigung bei seinem Altersspital wegen dessen Neubau ans Bein streichen müssen.