- Insgesamt wurden im letzten Jahr 23'080 Urteile gegen Jugendliche ausgesprochen.
- Dies entspricht einer Zunahme von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
- Seit 2020 zeigt die Kurve nach oben, mit der Ausnahme 2022, als es leicht weniger Delikte gab.
Etwas kleiner als bei Gesamtzahl der Urteile fällt das Wachstum bei den Straftaten aus – letztes Jahr gab es deshalb fünf Prozent mehr Verurteilungen als noch im Jahr 2022, wie das Bundesamt für Statistik mitteilt.
Nach einem Peak im Jahr 2010 mit fast 11'000 Jugendurteilen ging die Zahl zeitgleich mit einem nationalen Präventionsprogramm bis 2015 zwar kontinuierlich zurück. Seither steigt sie aber ebenso kontinuierlich. Seit der Talsohle 2015 hat es über 42 Prozent mehr Jugendurteile nach Strafgesetzbuch gegeben.
Am stärksten zugenommen haben laut dem BFS bei den Jugendlichen die Urteile wegen schwerer Körperverletzung, Raufhandel und Hinderung einer Amtshandlung. Letztere seien in den vergangenen neun Jahren um nahezu das Dreifache gestiegen.
Patrik Killer leitet die Jugendanwaltschaft Zürich und ist Präsident der Schweizerischen Vereinigung der Jugendstrafrechtspflege. Auf die neuesten Zahlen angesprochen, sagt er: «Generell sind die Gewaltstraftaten in den letzten vier Jahren in etwa konstant hoch geblieben. Es gibt aber einzelne Tatbestände, die gegen oben ausschlagen. Einer davon ist die Hinderung einer Amtshandlung. Da versuchen wir mit den Jugendlichen, die zum Teil ein Problem mit der Polizei haben, zu arbeiten. Sie sollen begreifen, dass ein Polizist eine Respektsperson ist und auch so behandelt werden muss.»
Mehr Urteile wegen Pornografie – weniger wegen Betäubungsmittel
Auch die Zeichen der Zeit, also die Allgegenwärtigkeit des Smartphones, schlägt sich womöglich in der Anzahl Jugendurteile nieder.
Die Zahl der Verurteilungen wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität hat sich seit 2015 fast verdreifacht. Besonders markant zugenommen haben Jugendurteile wegen Pornografie – diese sind praktisch um das Vierfache gestiegen.
Auf die Gründe für den Anstieg angesprochen, sagt Patrik Killer: «Jugendliche halten sich heute vermehrt in den Sozialen Medien auf. Sie werden immer jünger und verbringen immer mehr Zeit dort. Das Tummelfeld des Internets birgt Gefahren. Pornografie ist ein typischer Tatbestand, welcher im Internet begangen wird.»
Doch auch in anderer Hinsicht fallen die Jüngsten auf: Die Zahl der Straffälligen unter 15 Jahren, die wegen einer Straftat gemäss Strafgesetzbuch verurteilt wurden, hat sich gemäss dem BFS zwischen 2015 und 2023 um 60.2 Prozent erhöht
Immerhin: Mit Drogen scheinen die Jugendlichen weniger am Hut zu haben. Bezüglich Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz sinken die Zahlen weiter deutlich. Gegenüber 2022 verringerten sich die Jugendurteile wegen Betäubungsmittelhandel und -konsum um 19.7 Prozent bzw. 12.9 Prozent.