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Gezänk am USZ Direktberufungen am Unispital sorgen für rote Köpfe

Spitzenpositionen an grossen Spitälern werden in der Regel öffentlich ausgeschrieben. Doch am Unispital Zürich wurden verschiedene Kaderstellen direkt besetzt. Das sorgt seit Wochen für Irritationen.

Ohne erkennbare Gründe hat die Leitung des Zürcher Universitätsspitals USZ gemeinsam mit der Leitung der medizinischen Fakultät der Universität Zürich UZH beschlossen, Kaderstellen nicht mehr öffentlich auszuschreiben, sondern direkt zu besetzen. Die Leitung des USZ schrieb intern: «Es zeigt sich zunehmend, dass wir über kurz oder lang ähnlich werden vorgehen müssen wie für andere Spitzenpositionen auch, nämlich durch Direktberufung.»

In der Tat sind Direktberufungen in der Wirtschaft gang und gäbe, ein Universitätsspital aber sei eine öffentlich-rechtliche Institution, sagt der ehemalige Leiter der Fachklinik für Geburtshilfe am USZ und emeritierte Professor an der UZH, Roland Zimmermann: «Nur mit einer öffentlichen Ausschreibung haben die Steuerzahlenden Gewähr, dass tatsächlich auch die geeignetste Person berufen wird.» Weiter schreibt er: «Wer systematisch von einer öffentlichen Ausschreibung abweichen will, hat unsere Demokratie nicht verstanden.»

USZ stoppt öffentliche Ausschreibungen

Im Januar 2023 berichtete die «Sonntagszeitung» über die Kontroverse: Die öffentliche Ausschreibung für die Stelle der Klinikleitung und Professur der Viszeral- und Transplantations-Chirurgie sei zum Unverständnis der eigens einberufenen Kommission gestoppt worden, um die Stelle mit einem Kandidaten aus den USA zu besetzen.

Eine Frau läuft ins Universitätsspital.
Legende: KEYSTONE/Ennio Leanza

Recherchen von «10vor10» zeigen jetzt: Exakt nach diesem Muster wurden bereits zuvor zwei öffentliche Ausschreibungen gestoppt, in der Herzchirurgie und in der Anästhesiologie.

Entgegen internationalen Standards

Dieses Vorgehen sorgt weltweit für Konsternation, wie Abklärungen in den USA, Kanada, Frankreich, Grossbritannien, Norwegen und Deutschland zeigen. Auch in der Schweiz sorgen sich Professoren wie Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel oder der ehemalige Leiter der Balgristklinik Christian Gerber. Er sagt: «Wiederholte Direktberufungen sind auf Dauer für motivierte und geeignete Nachwuchskräfte demotivierend.»

In der Tat schreiben weltweit alle anerkannten medizinischen Einrichtungen, Klinikleitungen und Professuren öffentlich aus, und zwar international. So steht es auch in der Universitätsverordnung. Auf Anfrage von «10vor10» schreiben die Universität Zürich und das Zürcher Universitätsspital in einer gemeinsamen Stellungnahme: «In begründeten Fällen kann eine Direktberufung erfolgen, wenn eine Person als am besten geeignet für das spezifische Anforderungsprofil erachtet wird.»

Persönliche Verbindungen

Fakt ist: Die Direktberufungen verantworten der Spitalratspräsident für das USZ und die Direktorin Universitäre Medizin für die UZH. Sie kennen die Direktberufenen jeweils persönlich, zudem wurde der Spitalratspräsident USZ von Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli empfohlen und die Direktorin UZH ist Cousine von Bildungsdirektorin Silvia Steiner, die gleichzeitig Präsidentin des Universitätsrats ist.

Kurz: Die Verantwortlichen von USZ und UZH berufen neuerdings Chefärzte und Professoren, die sie persönlich kennen, während wohl beide auf den Goodwill der politisch Verantwortlichen zählen können. Beide Departemente erklären sich auf Anfrage für nicht zuständig. Der bekannte Gerichtspsychiater und Professor Frank Urbaniok war Patient einer der betroffenen Fachkliniken am Unispital. Er fordert in seinem Blog ultimativ Aufklärung: «Politik und Öffentlichkeit sind jetzt gefordert, Transparenz herzustellen und einzufordern. Der Spitalrat hat sich ohne Wenn und Aber zu erklären, aus dieser Pflicht dürfen wir ihn nicht entlassen!»

10vor10, 19.4.23, 21:50 Uhr

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