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Miner Hubert Baer, carrying the Saint Barbara, patron saint of the miners, is climbing through the cutterhead, shortly after the breakthrough of the Gotthard Base Tunnel near Faido, Switzerland, Friday, October 15, 2010. (KEYSTONE/Martin Ruetschi) Mineur Hubert Baer traegt am 15. Oktober 2010 eine Statue der Heiligen Barbara, waehrend er durch den Bohrkopf steigt, kurz nach dem Durchstich des Gotthardbasistunnels, bei Faido im Kanton Tessin, Schweiz. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
Legende: Durchstich das Gotthard-Basistunnels bei Faido am 15. Oktober 2010: Hubert Bär mit Heiliger Barbara. Keystone/Archiv

Gotthard «Nach über 40 Jahren im Tunnel lebe ich immer noch»

Hubert Bär ist der bekannteste Arbeiter des Gotthard-Basistunnels. Als Mineur stieg er beim Durchschlag 2010 als erster durchs Loch, die Heilige Barbara in der Hand. Am Tag nach der offiziellen Eröffnung und vor dem grossen Fest der 2400 Arbeiter blickt der bald 63-Jährige zurück.

Opfer des Gotthards

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Sieben Stunden ist Hubert Bär aus dem Mölltal in Österreich bis an den Vierwaldstättersee gefahren. Zusammen mit seinem Schwager. Jetzt sitzen die beiden stämmigen Männer in Brunnen vor dem «Ochsen» an einem Plastiktisch und stossen mit einem grossen Bier an.

Zwölf Jahre lang haben die beiden im Gotthard-Basistunnel auf der Tunnelbohrmaschine gearbeitet. Dass er am Schluss, beim Durchschlag 2010, die heilige Barbara mitgetragen habe, sei nicht nur Show gewesen, sagt Bär: «Nach über 40 Jahren in Tunneln lebe ich immer noch, ich glaube an die Heilige Barbara. »

«Ich habe sie alle gekannt. Aber die Arbeit geht weiter, und wer Angst hat, darf nicht im Tunnel arbeiten.»
Autor: Hubert Bär Mineur am Gotthard-Basistunnel

Als Schichtführer hatte er bis zu 30 Personen unter sich, alles Österreicher, wie er. Bei der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit musste er entscheiden und auf die Leute achtgeben. Neun Tote gab es beim Bau des Tunnels. Keinen auf seiner Schicht. Aber er weiss schon, wen es getroffen hat: «Ich habe sie alle gekannt. Aber die Arbeit geht weiter, und wer Angst hat, darf nicht im Tunnel arbeiten.»

Bär kratzt sich über seiner goldenen Halskette an der Brust und sagt dann stolz: In halb Europa habe er Tunnel gebaut. Am Anfang vor allem in Italien, dann auch in der Schweiz: am Lötschberg und bei der Umfahrung von Zürich am Bareggtunnel.

Hoffen auf einen neuen Job

Die letzten drei Jahre machte er Bauaufsicht, hinten im Glarnerland beim Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern. Aber jetzt, kurz vor der Pension, ist er arbeitslos, gemeldet beim RAV Glarus: «Ich versuche noch, wieder einen Job zu erwischen. Aber mit bald 63 Jahren ist es ein bisschen schwierig. Vielleicht wird das aber noch.»

40 Jahre im Tunnelbau, die halbe Schweiz durchlöchert und jetzt: arbeitslos. Bär, der Vorzeigemineur vom Gotthard wird ein wenig einsilbig. Dann rafft er sich auf, nimmt einen Schluck und sagt: Er freue sich aufs Fest, alte Kollegen zu treffen und zu feiern. Die Kellnerin kommt und fragt den Schwager, ob sie noch ein Bier bringen soll: «Ja, eines werden wir noch trinken, denn es ist wohl trockene Luft hier heute», sagt dieser lachend.

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