Dichter Nebel, der Wind säuselt durch die Blätter, ab und zu segelt ein gelbes Blatt zu Boden. Wir befinden uns im Wald von Unterlunkhofen, im Aargauer Reusstal. Nur kurz vom Forstwerkhof der Gemeinde entfernt stehen sie. Diese besonderen Hügel, rund nebeneinander, verteilt im Wald. Manche sind nur einen halben Meter hoch, andere messen anderthalb Meter, der grösste Hügel ist sogar fünf Meter hoch.
Es handelt sich um keltische Grabhügel aus der frühen Eisenzeit, etwa 800 Jahre vor Christi Geburt. «Das hier ist eine sehr bedeutende Fundstelle», sagt Sven Straumann. Er arbeitet als Kantonsarchäologe für den Aargau und führt uns zwischen den Grabhügeln umher.
Es sei die Elite der Kelten, welche hier vor fast 3000 Jahren begraben wurde: «Es war eine grosse Leistung, diese Hügel zu erreichten. Wer hier begraben liegt, wollte gesehen werden», sagt Straumann.
Verborgen im Wald, entdeckt im 19. Jahrhundert
Damals seien die Keltengräber noch nicht vom Wald umgeben gewesen. Dieser sei erst im Laufe der Jahrhunderte über die historische Stätte gewuchert. Und versteckte sie für lange Zeit. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Keltengräber von Archäologen gefunden. «Leider», sagt Sven Straumann. Denn: «Damals hatten die Archäologen noch nicht dieselben Methoden wie heute. Heute hätten wir wohl noch mehr herausgefunden.»
Die Fundstelle wurde damals weitgehend ausgegraben und untersucht, einige der Fundgegenstände sind im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich ausgestellt. Ausgegraben wurden zum Beispiel gemusterte Tongefässe, Armringe aus Silber oder Anhänger aus Bronze. Was heute noch bleibt, ist die Aufgabe, die Gräber zu erhalten – und möglichst zugänglich zu machen. Doch dafür sind nicht nur die Archäologen zuständig, sondern auch Förster wie Christoph Schmid.
«Es sollte ein verborgener Schatz bleiben»
Noch vor einigen Jahren waren die Keltengräber von Sträuchern, Dornenbüschen und Bäumen bedeckt. «Es solle ein verborgener Schatz bleiben, war lange die vorherrschende Meinung», sagt Schmid. Nur ein kleiner Fussweg führte um eines der vielen Gräber.
Doch dann setzte sich die Ansicht durch, dass dieser Schatz nicht mehr verborgen sein sollte. Die Aargauer Kantonsarchäologen erarbeiteten ein Projekt, um die Grabstätte über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren wieder sichtbarer zu machen.
Seither hegen und pflegen Christoph Schmid und seine Mitarbeiter regelmässig diesen Bereich des Waldes. Sie haben einige Bäume gefällt, um die Gräber besser sicht- und besuchbar zu machen. Unerwartete Hilfe erhielten sie zudem von einem Sturm, der mehrere Bäume gefällt hatte. Und wegen des Borkenkäfers lichtete sich der Wald zusätzlich.
«Wie ein Park mit Lichtungen»
Heute erinnert das Keltengrab in Unterlunkhofen an einen Park mit mehreren Lichtungen. «Es ist nicht so spektakulär wie die Pyramiden von Gizeh, aber es ist trotzdem ein schönes Bild», sagt Förster Christoph Schmid. «Die Grabstätte gefällt den Leuten sehr gut.»
Auch Archäologe Sven Straumann ist sehr zufrieden damit, wie die Grabhügel im Wald heute zur Geltung kommen. «Wir haben damit gerechnet, dass es viel länger dauern würde, um zu diesem Resultat zu kommen.»
Gut sichtbar sind die Hügel bereits heute. Doch die Arbeit ist noch nicht zu Ende. Mit einem Waldlehrpfad und Stelen mit QR-Codes fürs Handy soll das grösste keltische Gräberfeld der Schweiz den Besucherinnen und Besuchern in Zukunft noch besser erklärt werden.