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Gratis Wlan hat seine Tücken Städte «tracken» ihre Besucher via Handy

Unterwegs gratis im Internet surfen ist beliebt. Doch Kritiker haben ein Problem damit. Es werden viele Daten gesammelt.

Das Wichtigste in Kürze

  • In einigen Schweizer Innenstädten werden Handysignale aufgezeichnet .
  • Durch gratis Wlan-Netze werden viele Daten über die Nutzer gesammelt.
  • Die Netzbetreiber können Besucherströme messen und Werbung platzieren.

Nehmen wir das Beispiel Aarau: «Aarau Freenet» heisst das Angebot dort. Wer also in der malerischen Altstadt unterwegs ist, kann sich gratis in ein drahtloses Netz einwählen. Die Stadt wolle ihren Besuchern etwas bieten, sagt Daniel Lüscher, Präsident von Aarau Standortmarketing.

Im Gegenzug erhalten die Besucher Werbeangebote von Geschäften in der Nähe. Das sei ein fairer Deal, so Lüscher: «Mit der erstmaligen Registrierung im Netz geben sie ihr Einverständnis dazu, dass sie mit Angeboten bespielt werden dürfen, welche von dieser Plattform kommen und diese schlussendlich auch finanzieren.»

Daneben hat das drahtlose Netz für die Betreiber noch einen zweiten Nutzen, erklärt er: «Überall dort, wo man Wlan hat, wird man mit Wlan angepinnt. Die Absicht liegt darin, festzustellen, wo die Menschenströme in der Stadt durchgehen.»

Auch ohne Registrierung wird man erfasst

Menschen mit einem Smartphone werden also auch erfasst, wenn sie sich nicht ins Wlan-Netz einloggen. In der Fachsprache nennt man dies «Tracking». Für die Standortförderer sind solche Besucherströme wertvoll, weil sie dann etwa Werbung an gewissen, hoch frequentierten Stellen der Altstadt teurer verkaufen können.

Dieses «Tracking» stört aber kritische Beobachter der digitalen Entwicklung. Sie haben sich in einer Organisation namens «Digitale Gesellschaft» zusammengeschlossen. Dort ist auch Hernani Marques Mitglied. Seine Forderung an die Netzbetreiber: Sie sollten die Daten gar nicht speichern.

«Sie sollten sie möglichst löschen und sie nicht verwerten.» Das wäre der Idealzustand, sagt Marques. «Es gibt ja keinen Grund, weshalb man von allen Menschen ständig ein Bewegungsprofil erstellen sollte.» Denn diese Datenerfassung greife zu sehr in die Privatsphäre der Menschen ein.

Datenschützer warnt vor Bürgerüberwachung

Auch wenn die Daten nur anonym erfasst werden, sei es technisch möglich, auch die Identität der einzelnen Personen festzustellen. Genau aus diesem Grund kritisiert auch der Eidgenössische Datenschützer Adrian Lobsiger das «Tracking»: «Je mehr Applikationen, je mehr Zwecke in einer Situation zusammen zur Anwendung kommen, desto grösser ist die Gefahr, dass Rückschlüsse auf einzelne Person möglich sind.» Und dass eine Überwachung jedes Bürgers möglich wird.

Marques fordert die Bevölkerung deshalb zum Handeln auf: «Wir haben ein gesellschaftliches Problem. Es passieren Dinge, die einfach so hingenommen werden. Eigentlich müssten sich die Leute wehren und sagen, gehts eigentlich noch? So nicht!» Dass es auch anders geht, zeigen Luzern und St. Gallen. Auch sie betreiben kabellose Gratis-Internet-Netze. Wie die Verantwortlichen in den beiden Städte versichern, werden aber keine statistischen Daten der Handynutzer erfasst.

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