Das Tram Nummer 8 fährt von Basel über die Grenze direkt ins Zentrum von Weil am Rhein. Auch am Mittwochvormittag steigen rund zwei Dutzend Leute mit leeren Einkaufstaschen aus dem Tram.
Und dies, obwohl neu eine Quarantänepflicht gilt für Einreisende aus der Schweiz, die nur zum Einkaufen nach Deutschland kommen. Das ist neu: Wer nur für einen kurzen Aufenthalt über die Grenze ging, war bis gestern von der Quarantäne befreit.
«Von der neuen Regel habe ich nichts gewusst», sagt ein Mann, «am Zoll steht niemand und auch im Tram kam keine Durchsage, dass man nicht mehr zum Einkaufen über die Grenze darf.»
Kurzfristige neue Verordnung
Tatsächlich hat die baden-württembergische Landesregierung erst am Dienstag die neue Verordnung beschlossen. Dass diese sofort in Kraft getreten ist, und dies auch noch einen Tag vor Heiligabend, sorgt in den Geschäften im deutschen Grenzgebiet für ein grosses Chaos.
Denn viele Kundinnen und Kunden aus der Schweiz haben für Weihnachten Fleisch oder Fisch vorbestellt. «Ich habe letzte Woche Fondue Chinoise bestellt», sagt ein Passant. Er sei nun extra zuerst zum Zoll gegangen, um zu fragen, ob er seine Bestellung abholen dürfe. «Da wusste niemand Bescheid.»
Chaos in den Läden
Beim Lebensmittelladen Hieber in Weil am Rhein laufen seit dem Morgen die Telefone heiss. Im Minutentakt riefen Leute an, die was vorbestellt haben und wissen wollen, ob sie ihre Bestellung noch abholen dürfen, sagt der Geschäftsleiter Dieter Hieber. Der 23. Dezember sei ihr umsatzstärkster Tag im ganzen Jahr. «Die Kühlhäuser sind voll mit vorbestellter Ware. Schlechter hätte es gar nicht kommen können.»
Eine Nachfrage beim baden-württembergischen Sozialministerium ergibt, dass wer bis am 22. Dezember etwas in Deutschland bestellt hat, dies auch noch abholen darf. Weil die Grenzen offiziell nicht geschlossen sind, werde aber nicht kontrolliert, ob nur Grenzgängerinnen und Grenzgänge den Zoll passieren oder auch Einkaufstouristen.
Päckli dürfen abgeholt werden
Das sorgt für Erleichterung bei der Firma Swiss Paket, die Deutsche Lieferadressen für Leute aus der Schweiz anbietet. «Unsere Kunden sind natürlich froh, dass sie Geschenke, die sie für Weihnachten bestellt haben, noch abholen können», sagt Michael Hofmann von der Geschäftsleitung.
Mit der kurzfristigen neuen Regelung will die baden-württembergische Landesregierung, dass weniger Leute über die Grenze gehen. Von einer solchen Beruhigung ist heute noch nichts zu spüren.