Worum geht es? An mehreren Messstationen in der Schweiz wurde in den vergangenen Tagen der Ozon-Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten – vor allem am Nachmittag. Dies dürfte laut Luftreinhalte-Verordnung eigentlich nur an einem Tag pro Jahr geschehen. Besonders hoch sind die Konzentrationen aktuell im Tessin. Doch auch Umwelt Zentralschweiz, der Verbund der Zentralschweizer Umweltfachstellen, hat Alarm geschlagen.
Weshalb sind die Werte hoch? Grund für die erhöhten Ozonwerte sei die starke Sonneneinstrahlung, sagt Alain Schmutz, der Vorsitzende von Umwelt Zentralschweiz. Sie sorge dafür, dass von Menschen verursachte Luftschadstoffe in Ozon umgewandelt werden. «Stickoxid aus Abgas ist ein solcher Vorläuferstoff», so Schmutz.
ÖV statt Auto ist eine gute Idee.
Welche Wirkung hat Ozon? Gesundheitliche Beeinträchtigungen könnten bei den aktuellen Konzentrationen nicht ausgeschlossen werden, so Alain Schmutz. Das Reizgas Ozon könne kurzfristig zu Augenreizungen, Husten oder Atembeschwerden führen. «Längerfristig kann auch das Herz-Kreislauf-System geschädigt werden», so Schmutz. Betroffen seien vor allem empfindliche Menschen, die Probleme mit den Augen oder den Atemwegen haben. Die aktuellen Konzentrationen könnten jedoch auch gesunde Menschen zu spüren bekommen.
Was kann ich tun? Umwelt Zentralschweiz empfiehlt, während des Tages auf körperliche Anstrengungen zu verzichten. Sport solle man möglichst nur in der Früh machen. Am Morgen zu lüften, sei auch hilfreich. Ausserdem solle man sich mittags bis abends möglichst wenig im Freien aufhalten. Um die Luft nicht noch weiter zu verschmutzen, solle man zudem versuchen, aufs Auto zu verzichten. «ÖV statt Auto ist eine gute Idee», sagt Alain Schmutz.
Was tun die Behörden? Der einzige Kanton, der bis jetzt Massnahmen ergriffen hat, ist Genf. Besonders umweltschädliche Fahrzeuge dürfen im Zentrum zwischen 6 Uhr und 22 Uhr nicht mehr verkehren. Zugelassene Fahrzeugkategorien müssen per sogenanntem Stick'air-Aufkleber ausgewiesen werden. Zudem ist am Mittwoch der gesamte öffentliche Verkehr im Kanton gratis, damit weniger Leute das Auto nehmen. Schliesslich gilt auf der Genfer Umfahrungsautobahn ein Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde. Eine Massnahme, die man von früher kennt.
Braucht es wieder Temporeduktionen? Laut Alain Schmutz sind die Ozonwerte in der Zentralschweiz gegenwärtig nicht hoch genug, um Temporeduktionen zu rechtfertigen. Im Vergleich zu vor 20 Jahren sei die Situation weniger dramatisch. «Im Hitzesommer 2003 hatten wir deutlich höhere Konzentrationen. Generell kann man sagen, dass sich die Luftqualität verbessert hat.» Vor 20 bis 30 Jahren wurden in der Schweiz regelmässig Werte von über 180 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Grund für die bessere Luftqualität sind diverse Massnahmen – etwa die Einführung des Katalysators.