Eigentlich soll sie in den nächsten Jahren in der Schweiz aus den Kellern verschwinden, doch im Baselbiet erlebt sie derzeit ein Comeback: die Ölheizung.
Ab 2026 dürfen im Kanton Baselland keine neuen Ölheizungen mehr installiert werden, auch nicht als Ersatz für eine bestehende Heizung. Dies verlangt das Energiegesetz, das seit Oktober 2024 in Kraft ist.
Viele Hausbesitzerinnen und -besitzer handeln nun, bevor das Verbot in Kraft tritt, vor allem aus Kostengründen. Einer von ihnen ist René Gerber aus Wenslingen im oberen Baselbiet. Eine Alternative, wie beispielsweise der Einbau einer Wärmepumpe, sei für ihn nicht infrage gekommen.
«Ich bin Rentner und hätte mir eine Ersatzlösung nicht leisten können», sagt der pensionierte Elektroingenieur. Der Einbau einer Wärmepumpe wäre bei ihm aufgrund der Umbauarbeiten im Keller doppelt so teuer geworden.
Sorgen vor Stromausfall
Aber für Gerber war auch der Aspekt der Versorgungssicherheit ausschlaggebend: «Wenn es keinen Strom mehr gibt, dann ist es mit einer Wärmepumpe kalt im Haus. Mit einem 3500-Liter-Öltank kann ich dagegen zwei Jahre heizen.»
Gerber steht mit seinem Entscheid nicht alleine da. Die Branche kann sich derzeit kaum retten vor Aufträgen im Baselbiet. «Wir haben etwa 100 Anfragen pro Monat», sagt Kristof Chudy, Servicetechniker der Heizungsfirma Walter Weber AG. Man könne jedoch nur 20 Aufträge pro Monat ausführen. «Wir sind voll dran.»
Auch der Branchenverband der Heizungs- und Sanitärfirmen Suissetec bestätigt den Run auf Ölheizungen im Baselbiet. «Wir erleben derzeit einen richtigen Boom, eine Art Panik-Schlussspurt», sagt Geschäftsführerin Olivia Schaub.
Dabei würde sich mittel- und langfristig der Einbau eines Heizsystems mit erneuerbarer Energie mehr lohnen als eine neue Ölheizung, heisst es beim Verband.
Doch das Problem liege auch beim Kanton. Vor allem die bürokratischen Hürden seien derzeit noch hoch. Man würde ein schnelleres Verfahren begrüssen, so Schaub.
Grosse Nachfrage auch nach Erneuerbaren
Andrea Tschopp, Mediensprecherin der zuständigen Bau- und Umweltschutzdirektion, bestätigt, dass es bei der Behandlung von Gesuchen aktuell zu gewissen Verzögerungen kommt: «Derzeit wollen viele eine Heizung einbauen, die mit erneuerbaren Energien betrieben wird.»
Tschopp betont aber auch, dass der Kanton den Einbau einer Alternativlösung zur Ölheizung mit einer finanziellen Unterstützung fördere. Dazu kämen noch steuerliche Anreize mit einem Abzug von rund 20 Prozent der Kosten.
Kein schlechtes Gewissen
Dies reicht René Gerber nicht, um auf seine Ölheizung zu verzichten. Auch ein schlechtes Gewissen in Bezug auf die Umweltbelastung habe er nicht: «Ich meine, andere Leute fliegen siebenmal irgendwo in die Ferien und brauchen mehr Diesel, als ich hier für ein Jahr heizen brauche.»