Schon ab Samstag können wieder Grossveranstaltungen ohne Einschränkungen stattfinden, wenn sie auf das Covid-Zertifikat setzen. Zugelassen sind also nur geimpfte, getestete oder genesene Personen, dann aber ohne Maskenpflicht. Das freut den Präsidenten des Branchenverbands SMPA, Christoph Bill. Er sieht aber auch noch Stolpersteine für den Festivalsommer 2021.
SRF News: Wurden Sie überrascht davon, dass schon ab Samstag wieder Grossveranstaltungen durchgeführt werden dürfen?
Christoph Bill: Ja. Nach den langen Monaten des Zögerns und des Zurückgepfiffenwerdens sind wir aber froh, dass es so ist.
Geht es für die Konzertbranche jetzt einfach so weiter, wie vor der Pandemie?
Wir können nicht einfach den Schlüssel drehen, alles hochfahren und Veranstaltungen auf die Beine bringen. Wir brauchen eine Vorlaufzeit von mehreren Monaten. Deshalb wird es jetzt nicht allzu schnell gehen.
Wird es diesen Sommer also keine Konzerte und Festivals geben?
Nicht keine, aber nicht viele. Die Veranstalter der Juli- und August-Events mussten schon vor Monaten entscheiden, ob sie verschieben, verkleinern oder absagen. Bei Festivals, die für Ende August oder September geplant sind, wird eher noch etwas möglich sein. Sie sind jetzt gefordert.
Sind überhaupt internationale Stars auf Tournee, die an Konzerten in der Schweiz spielen könnten?
Eines der Probleme ist, dass viele ihre Tourneen für diesen Sommer abgesagt haben. Die Veranstalter versuchen also noch, überhaupt ein Programm zusammenzustellen. Hinzu kommt, dass viele noch keine Bewilligungen der Kantone haben. Ausserdem gilt es die Mitarbeiter zu organisieren, die Sponsoren. Da ist in kurzer Zeit sehr viel zu tun für einen Veranstalter.
Gibt es noch andere Hürden als die von Ihnen erwähnte Vorlaufzeit von mehreren Monaten für eine Grossveranstaltung?
Dass jetzt Grossveranstaltungen mit über 1000 Personen möglich sind, wenn man mit dem Covid-Zertifikat arbeitet, ist wunderbar. Das haben wir ja auch gefordert.
Trotz allem bleibt das Covid-Zertifikat eine Hürde.
Doch das Zertifikat bleibt eine Hürde: Wir haben noch wenige Erfahrungen damit, ausserdem müssen sich jene, die sich nicht impfen lassen können oder wollen, vor Ort testen lassen. Wir haben noch etwas Bedenken, dass die dazu nötigen Testkapazitäten für eine Grossveranstaltung zur Verfügung stehen werden.
Die Eventbranche hat während der Pandemie enorm gelitten. Wie fühlen Sie sich jetzt, nach den neusten Lockerungsschritten des Bundesrats?
Es ist ähnlich surreal wie im März 2020, als wir in die Krise geschlittert sind und uns von einem Tag auf den anderen mit dem Verbot auseinandersetzen mussten. Jetzt dürfen wir wieder, können aber nicht in jedem Fall so schnell etwas auf die Beine stellen.
Es ist ähnlich surreal wie im März 2020 – als alles gestoppt wurde.
Doch die Branche ist agil und optimistisch, sie will wieder etwas auf die Beine stellen. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Veranstalter alles geben, dass die Anlässe, die in der Pipeline sind, gut über die Bühne gehen können.
Können Sie schon ein Fazit ziehen, wie viele Veranstalter die Covid-Krise nicht überlebt haben?
Die Stunde der Wahrheit kommt erst noch. Bislang haben die Massnahmen von Bund und Kantonen gegriffen und wir haben zum Glück noch keine Anzeichen, dass es grössere Schwierigkeiten geben sollte. Ich hoffe, das bleibt auch so.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.