Zum Inhalt springen

Grossveranstaltungen Event-Branche: «Wir sind vorsichtig optimistisch»

Der Bundesrat hat signalisiert, dass Grossveranstaltungen unter gewissen Bedingungen ab Juli wieder möglich sein könnten. Für Veranstalterinnen und Veranstalter bleibt aber ein Restrisiko. Wie die Branche die Vorschläge des Bundesrats beurteilt, sagt Christoph Kamber, Präsident des Dachverbandes der Eventbranche.

Christoph Kamber

Chef des Branchenverbandes Expo Event

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Expo Event ist der nationale Branchenverband, der sich für die Anliegen der Live-Kommunikationsbranche einsetzt. Christoph Kamber ist der Verbandspräsident.

SRF News: Ab Juli sollen wieder Veranstaltungen mit bis zu 3000 Personen, ab September mit bis zu 10’000 Personen möglich sein. Sind Sie mit diesem Entscheid zufrieden?

Christoph Kamber: Der Bundesrat hat einen Auftrag umgesetzt, den er vom Parlament in der Frühlingsession erhalten hat. Es ist eine stringente Weiterführung seiner vorsichtigen Strategie. Es ist ein Zeichen in die richtige Richtung. Wir haben lange darauf gewartet, weil die ganze Veranstaltungsbranche im luftleeren Raum hängt. Man hatte keine Anhaltspunkte, was wann möglich sein soll.

Mit dieser Verordnung ist noch nicht alles geklärt.

Aber Sie hätten sich etwas mehr gewünscht?

Ja, natürlich. Unsere Branche ist seit über einem Jahr mehr oder weniger mit einem Berufsverbot belegt. Deswegen war die Hoffnung gross, dass die Öffnungsschritte grosszügig und die Rahmenbedingungen klar formuliert sind. Mit dieser Verordnung ist noch nicht alles geklärt.

Es werden strenge Auflagen gelten, die Rede war von Zertifikaten, Sitzplatzpflicht, Contact Tracing. Können Sie das umsetzen?

Damit wir das beantworten können, müssen wir wissen, was es alles beinhaltet. Der Bundesrat spricht von Geimpften, Getesteten und Genesenen. Wie ist der Veranstalter in der Pflicht, das zu überprüfen? Was sind die Anforderungen, die eingehalten werden müssen? Das ist noch unklar. Man spricht davon, dass die technischen Voraussetzungen, der QR-Code, ab Juli verfügbar sein sollen. Deswegen sind wir noch vorsichtig optimistisch.

Sie haben Auflagen erhalten, von denen Sie gar noch nicht wissen, wie man sie technisch umsetzen kann?

Das ist so bis heute richtig. Es ist normal, dass der Bundesrat nicht alle Details in dieser Verordnung erfassen muss. Aber für uns ist wichtig, dass wir mit den Massnahmen, die angedeutet – oder ich sage jetzt mal angedroht – werden, umgehen können müssen. Wir müssen wissen, was das ganz genau in der Umsetzung heisst.

Wir haben uns das auch anders vorgestellt.

Um bei einem pandemiebedingten Ausfall abgesichert zu sein, gibt es Kriterien. Veranstaltungen müssen eine Grösse von mindestens 1000 Besuchern haben und einen sogenannten über kantonalen Charakter erreichen. Ist diese Hürde nicht zu hoch?

Wir haben uns das auch anders vorgestellt. Nun sind wir konfrontiert mit einer Franchise von 30’000 Franken und zusätzlich einem Selbstbehaltabzug von 20 Prozent. Das ist insbesondere für kleinere Veranstaltungen eine sehr hohe Hürde. Ich nicht sicher, ob viele von diesem Schutzschirm profitieren können. Es wäre gut, wenn man die Unterschiede der Formate und Möglichkeiten noch präziser differenzieren würde.

Die Franchise und der Selbstbehalt führen dazu, dass nur gewisse Events stattfinden werden?

Ja. Den Entscheid, ob ein Event geplant werden soll, fällt das Unternehmen, der Veranstalter. Er macht eine Rechnung. Eine Veranstaltung hat einen minimalen Vorlauf von 2 bis 3 Monaten. Da sind Leute, die wollen bezahlt werden, man hat Grafikkosten und reserviert Lokalitäten usw. Der Unternehmer muss sich überlegen, ob er – mit einer Absage konfrontiert – diese Kosten selbst bezahlen muss. Das Risiko dafür ist relativ hoch, wenn man sieht, was dieser Schutzschirm, der für diese Aufwendungen aufkommen würde, leisten würde.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 29.04.2021; 06:40 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel