- Emissionsfrei zu sein würde die Schweizer Wirtschaft nur 25 Mio. Franken kosten.
- Bürgerliche plädieren dafür, das CO2-Ziel mit dem Kauf von Zertifikaten zu erfüllen.
- Die Grünen bevorzugen Investitionen in CO2-Reduktionsmassnahmen im Inland.
- Der Dachverband Economiesuisse möchte den Entscheid den Firmen überlassen.
- Die Preise für CO2-Klimazertifikate werden voraussichtlich bald wieder ansteigen.
Den Ausstoss des klimaschädlichen CO2 reduzieren: Das hat die internationale Staatengemeinschaft in Paris im Dezember von einem Jahr abgemacht. Das Schweizer Parlament muss diesem Übereinkommen noch zustimmen.
Heute ist der Nationalrat an der Reihe. Das Ziel des Bundesrats: Verglichen mit 1990 soll die Schweiz 2030 nur noch halb so viel CO2 ausstossen. Auf einem anderen Blatt steht, wie das Ziel erreicht werden soll. Eine Frage ist: Wie stark dürfen sich Firmen von ihrem CO2-Ausstoss im Ausland sozusagen freikaufen?
Klimazertifikate zum Schnäppchenpreis
Dies wäre nämlich zur Zeit eine ziemlich billige Angelegenheit. Das Prinzip: Statt selber weniger Öl zu verbrennen, könnte eine Schweizer Firma ihren CO2-Ausstoss im Ausland kompensieren. Sie könnte Zertifikate kaufen und so in Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern investieren. Die billigsten dieser Zertifikate kosten zur Zeit gerade einmal 50 Rappen.
Nimmt man den CO2 Ausstoss der Schweiz von knapp 50 Millionen Tonnen, müsste die Schweizer Wirtschaft gerade einmal 25 Millionen Franken pro Jahr ausgeben und alle Klimasünden wären getilgt.
Auch wenn man nur teurere und seriösere Zertifikate zuliesse, reichten 50 Millionen Franken. SVP-Parteipräsident Albert Rösti findet deshalb, man solle möglichst viel im Ausland kompensieren: «Primär geht es ja um die Reduktion des CO2-Ausstosses. Und weil das Ausland hier weniger weit ist, das heisst, die Reduktion einer Tonne CO2 weniger kostet, ist das natürlich sinnvoll.»
Wirtschaft hat noch Potenzial bei Effizienz
Bei der Wirtschaft selbst klingt es anders. Die Unternehmen sollen selber entscheiden können, ob sie in der Schweiz oder im Ausland handeln wollen, findet der Dachverband Economiesuisse. Und bestimmt wollten die Firmen nicht alles im Ausland kompensieren – aus eigenem Interesse, ist Beat Ruff von Economiesuisse überzeugt: «Im Gegenteil, wir sehen in der Wirtschaft grosses Effizienzpotenzial. Deshalb wollen wir dieses fördern.»
Auch Klimapolitiker Bastien Girod (Grüne/ZH) ist überzeugt, dass sich Investitionen in den Klimaschutz für die Wirtschaft lohnen. Beispiel Gebäudebereich: «Da haben wir wirtschaftlich profitiert. Und dasselbe sollte man eigentlich in der Klimapolitik machen.» Nur dürfe man die Unternehmen nicht selber entscheiden lassen, wie viel im Inland und wieviel im Ausland zu tun sei, findet Girod. Es brauche Vorgaben.
Pariser Abkommen wird Preise anziehen lassen
Auch könnte es mit den billigen Klimapapieren bald vorbei sein. Andrea Burkhardt, Abteilungsleiterin Klima beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), sagt, dass sich die Preissituation ändern werde. «Wenn andere Länder in der Pflicht sind, so wie es das Abkommen von Paris vorsieht, werden sie früher oder später ansteigen.»
Wie genau die Schweiz ihr Klimaziel erreichen soll, diskutiert das Parlament erst später, wenn es um das neue CO2-Gesetz geht. Heute geht es im Nationalrat darum, welches Ziel sich die Schweiz im Rahmen des Pariser Vertrags setzen soll.