Die Hälfte der Sitzungen der laufenden Legislatur ist geschafft. Die fast 50 neu gewählten Parlamentarierinnen und Parlamentarier hatten zwei Jahre Zeit, sich politischen Einfluss zu erkämpfen. Wie haben sie das gemacht? Drei Neugewählte erzählen von ihren Erfahrungen.
Farah Rumy, SP
«Die nationale Politik in Bern hat eine andere Dimension als die kantonale. Da macht es Sinn, von Beginn weg das Netzwerk auszubauen», sagt die Solothurner SP-Nationalrätin Farah Rumy. Die 33-Jährige gehört zu den jüngsten Nationalrätinnen und Nationalräten und hat vergleichsweise wenig Politerfahrung.
Farah Rumy ist ausgebildete Pflegefachfrau. «Ich bin in der kantonalen Politik dafür bekannt geworden, dass ich mich für das Gesundheitspersonal einsetze.» Damit habe sie in Bern einen klaren Auftrag, das helfe. Ihre Vorstösse und Fragen im Parlament drehen sich oft um Gesundheitspolitik.
Farah Rumy kam aber nicht in die Gesundheitskommission, sondern in die aussenpolitische Kommission. «Das war eine grosse Herausforderung, aber auch unglaublich spannend. Denn im Moment gewinnt die aussenpolitische Kommission so viel an Bedeutung wie schon lange nicht mehr.» Sie habe viele Bücher gelesen, um sich einzufinden.
Thomas Knutti, SVP
«Der Umgang unter den Politikerinnen und Politikern in Bundesbern, egal von welcher Partei, ist sehr gut. Das habe ich anders erwartet», sagt der Berner SVP-Nationalrat Thomas Knutti. Er war vor seiner Wahl ins nationale Parlament jahrelang in der kantonalen und kommunalen Politik aktiv. Bei den Berner Medien war er gefragt. «In Bundesbern weht ein anderer Wind. Als Neuling ist es, auch medial, relativ schwierig, Fuss zu fassen.»
Er nutze die Sozialen Netzwerken, um zu zeigen, was er in Bern mache. Aus der Bevölkerung würden viele Anliegen an ihn herangetragen. Er stelle dann oft zuerst eine Frage in der Fragestunde an den Bundesrat. «Diese Antwort hat man innerhalb einer Woche. Dann kann man entscheiden, ob man einen politischen Vorstoss auf die Reise schicken will.» Schliesslich gehe es bis zu zwei Jahre, bis ein Vorstoss dann behandelt ist.
Wichtig sei auch, dass man vor Kommissionssitzungen über die Geschäfte Bescheid wisse, sonst könne man nicht mitreden: «Wer nichts zu sagen hat, kann auch nichts bewirken.»
Nicole Barandun, Mitte
«Mehr Einfluss als im Rat hat man definitiv in den Kommissionen», sagt die Zürcher Mitte-Nationalrätin Nicole Barandun. Nur sei die Arbeit dort weniger sichtbar. «Wenn man in der Kommission einen Antrag oder gar eine Motion auf den Weg schicken kann, wird gegen aussen nicht ersichtlich, dass das die eigene Idee war.» Dabei gehe es auf diesem Weg meist schneller, die Mehrheiten seien ja schon gemacht.
Nicole Barandun war vor ihrer Wahl in den Nationalrat Präsidentin der Mitte Kanton Zürich. Dass sie spät in den Nationalrat gewählt wurde, nachdem sie bereits lange in der kantonalen Politik war, sieht sie als Vorteil: «Wir haben viele Nationalrätinnen und Nationalräte aus dem Kanton Zürich, ich habe viele schon gekannt, auch aus anderen Parteien.»
Als Herausforderung in Bundesbern empfindet sie das Zweikammersystem: «Wenn im Nationalrat eine Abstimmung durch ist, muss man sich bewusst werden, dass es damit noch nicht erledigt ist. Dann kommt noch der Ständerat zum Zug.» Daran müsse man sich gewöhnen.
Auch sie sagt: Dass man öffentlich wahrgenommen wird, gehöre dazu, wenn man wiedergewählt werden will. «Das ist das Damoklesschwert, das über uns allen schwebt.»