Vor rund drei Jahren sei die Zahl der Tessiner Hanfbauern explodiert, nun sei sie rückläufig, sagt Sergio Regazzoni, der sich mit seinem Verband «Cannabis Ricreativa Ticino» für die Entkriminalisierung von Cannabis einsetzt.
Viele der Tessiner Bauern, die statt der Tomate auf das Cannabis setzten, hatten nicht die nötige Erfahrung, die es braucht, um diese Pflanze gewinnbringend zu kultivieren. Die Verarbeitungsweise von Hanf hat sich in den letzten Jahren stark verfeinert, die Produktion ist komplexer geworden.
Extremer Preisdruck
Hinzu komme, dass die weltweite Cannabisproduktion stark zugenommen habe. Der Preisdruck sei extrem, sagt Regazzoni. Vor fünf Jahren zahlte man für ein Kilo Cannabis über 2000 Franken, jetzt sind es zehnmal weniger. Darum sind auch viele ausgestiegen.
Vor fünf Jahren zahlte man für ein Kilo Cannabis mehr als 2000 Franken, jetzt sind es zehnmal weniger.
Nur wer grossflächig anbauen kann, bleibt marktfähig. Und das sei im engen Bergkanton Tessin schwierig, so Regazzoni. Einige der Tessiner Hanfpioniere hätten sich darum ins Ausland abgesetzt, nach Spanien oder Portugal, wo es viel Platz und günstige Arbeitskräfte gibt. Oder sie setzen wieder auf Tomaten.
Hanfanbau auf tiefem Niveau ausgedehnt
Der Traum vom schnellen Geld mit dem «grünen Gold» war also schnell ausgeträumt. Das sagt auch Sandra Helfenstein vom Schweizerischen Bauernverband. Der Hanfanbau habe sich in den letzten Jahren enorm ausgedehnt, aber auf sehr tiefem Niveau. Also könne man sicher nicht vom «grünen Gold» sprechen.
In der Vergangenheit habe es viele kleine Start-ups gegeben, aber einige von ihnen hätten bereits wieder ihre Tore schliessen müssen. Laut Schätzungen des Bauernverbandes wird in der Schweiz auf 300 Hektaren Hanf angebaut. Die genutzte Landwirtschaftsfläche der Schweiz liegt bei weit über einer Million Hektaren.