Die Lüftung dröhnt, das Licht scheint grell durch den Raum. An der Wand sind Transportboxen aufgereiht. In der Mitte des Containers steht der Behandlungstisch, auf dem eine blaue Yoga-Matte liegt. Hier, direkt beim Bundesasylzentrum der Stadt Zürich, gibt es für mitgebrachte Haustiere von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern eine neue, erste Anlaufstelle.
Zweimal die Woche werden mitgebrachte Tiere untersucht
Seit nun zwei Wochen können Ukraine-Flüchtlinge ihren Hund oder ihre Katze mittwochs oder samstags untersuchen lassen.
Bei unserem Besuch vor Ort wird gerade eine Katze kurz untersucht. Allfällige medizinische Eingriffe würden allerdings nicht hier, sondern im Tierspital durchgeführt, erklärt Katrin Beckmann. Sie ist Oberärztin in der Neurologie beim Tierspital. Sie organisiert auf dem Parkplatz hinter dem Bundesasylzentrum den Aufbau dieser Haustierempfangsstelle.
Pro Tag würden jeweils etwa 20 Tiere vorbeigebracht, erklärt Beckmann. Die Herausforderungen, die sich dabei stellten, seien unterschiedlich: Wer kann untersuchen, wer dolmetschen, wer kümmert sich um die Administration?
An diesem Morgen hat sie indes für alle Aufgaben jemanden gefunden: Zwei Studentinnen helfen beim Untersuchen, eine Hundetrainerin übersetzt, eine Kollegin hilft bei der Administration. Wie alle, die hier im Container aushelfen, arbeitet auch Katrin Beckmann ehrenamtlich. Das Leid in der Ukraine habe sie stark beschäftigt und sie habe auch versucht, sich vorzustellen, wie es ihr in dieser Situation erginge. «Für mich ist es auch klar, dass wenn ich fliehen müsste, meine Haustiere mitkommen würden», so Beckmann.
Tierärzte können Tiere behandeln und damit wollen wir auch in dieser Krise helfen.
Eigentlich müssen Tiere, die aus Ländern kommen, die wie die Ukraine als Risikogebiete für Tollwut gelten, für 120 Tage in die Quarantäne. Aufgrund des Ukraine-Krieges und den darauffolgenden Fluchtbewegungen wurden diese Regeln aber gelockert. Haustiere müssen gechippt und geimpft sein, die ersten 120 Tage müssen Hunde an der kurzen Leine geführt und Katzen zu Hause gehalten werden. Katrin Beckmann begrüsst diese Lockerung und betont, dass das Tollwut-Risiko bei Haustieren eher gering sei.
«Der Chihuahua geht eher nicht mit dem Fuchs auf die Jagd. Der Kontakt von Wild- und Haustieren ist in der Regel gering», sagt Katrin Beckmann.
Katze in der Ukraine lassen – keine Option
Dies ist auch bei Katze «Aurora» auf dem Behandlungstisch der Fall. Zusammen mit der zweiten Katze «Bussa» lebte sie in der Ukraine in der Wohnung ihrer Besitzerin Tatiana Mossokovska. Als der Krieg begann, packte Mossokovska ihre Katzen ein und ging los. Sieben Tage lang dauerte die Flucht, teilweise sei das Wasser knapp geworden. Ihre Katzen zurückzulassen, das sei für sie aber nie infrage gekommen.
Ihre Katzen seien für sie wie Kinder. Und wer Kinder habe, wisse, dass man seine Kinder niemals zurücklassen könne. Sie sei primär geflüchtet, damit ihre Katzen in Sicherheit seien und habe erst danach an sich selber gedacht.
Die Katzen von Tatiana Mossokovska sind beide bereits geimpft und gechippt. «Aurora» und «Bussa» werden im Tierklinik-Container nur kurz untersucht, die Impfdokumentation überprüft und der Chip gescannt. Danach gehen die beiden in ihre Katzenboxen und die Yoga-Matte wird gereinigt. Nun ist der Container bereit für die nächsten tierischen Patienten.