Seit 2007 sitzt Konrad Graber für den Kanton Luzern im Ständerat. Auf Herbst tritt er zurück. Mit ihm geht ein politisches Schwergewicht: Konrad Graber galt als Brückenbauer, der in politisch festgefahrenen Diskussionen nach neuen Lösungen suchte. So war es beim AHV-Steuerdeal, der auf ihn zurückgeht. Und auch in der Diskussion ums Rahmenabkommen ist er eine wichtige Stimme.
Rahmenabkommen: Wohl keine rasche Einigung
Zu diesem Rahmenabkommen äussert sich Graber heute skeptisch. Eine Lösung sei noch in weiter Ferne: Zu weit auseinander seien die verschiedenen Positionen nach wie vor: «Vor einem Jahr haben die Gewerkschaften den Verhandlungstisch verlassen und dies mit gutem Grund. Jetzt sind sie wieder zurückgekehrt. Also sind wir erst am Anfang einer Diskussion.»
An eine schnelle Einigung glaubt Graber nicht: «Meine Befürchtung ist sogar, dass es nächste Legislatur wird.» Eine Entscheidung also erst nach den Wahlen im Herbst: Konrad Graber wird sie nur noch aus der Ferne mitverfolgen.
«Die Extremen werden belohnt»
Zwölf Jahre sass Graber im Ständerat. Zwölf Jahre, in denen sich die Art und Weise, wie darin politisiert werde, stark verändert habe. Schulterschlüsse über die Parteien hinweg würden immer seltener.
Der Ständerat muss schauen, dass er nicht zu einem kleinen Nationalrat wird.
Denn an der Urne belohnt werde, wer sich möglichst kompromisslos gebe: «Die Extremen werden belohnt, wenn sie möglichst klare Stellungnahmen abgeben und sich geschlossen geben. Da versuchen natürlich auch die Mitteparteien, sich in diese Richtung zu bewegen, um Erfolg zu haben.» Graber warnt: «Der Ständerat muss schauen, dass er nicht zu einem kleinen Nationalrat wird.»
Sonntags bis 23 Uhr im Büro
Nach dem Rücktritt von Doris Leuthard letztes Jahr galt Konrad Graber als Kronfavorit auf den freiwerdenden CVP-Bundesratssitz. Graber aber winkte ab. Man müsse sich gut überlegen, ob man im Alter von 60 Jahren noch Bundesrat werden wolle. Generell werde die Arbeit der Bundesrätinnen und -räte unterschätzt, meint Graber.
Besonders in Erinnerung sei ihm ein Gespräch mit alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf geblieben. In seiner damaligen Funktion als Präsident der Wirtschaftskommission im Ständerat habe er das Gespräch mit ihr gesucht: «Ich fragte sie, ob ich sie am Sonntag anrufen dürfe. Sie sagte Ja. Dann frage ich, bis wann ich anrufen dürfe. Bis 23 Uhr antwortete sie.» Dann habe Widmer-Schlumpf ihm ihre Büronummer angegeben. «Dass sie an einem Sonntag bis 23 Uhr im Büro war, das hat mich schon beeindruckt.», sagt Graber.
Punkt setzen nach 36 Jahren
Im Herbst zieht sich Graber nun, nach 36 Jahren in der Politik, definitiv zurück. Das werde ihm keine grosse Mühe bereiten, meint er: «Vorbei ist vorbei. Das war eine gute, spannende Zeit, aber irgendwo muss man einen Punkt setzen.» Dieser Zeitpunkt, er sei jetzt gekommen.