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Hochwasser nach Starkregen Überschwemmung der Emme wirkt sich auf die Fische aus

Zuerst zu wenig Wasser, dann zu viel: Was mit der Emme zwischen den Kantonen Bern und Solothurn passiert ist, setzt den Fischen im Fluss zu.

Im Einzugsgebiet der Emme hat es am Montag stark geregnet. Es kam zu einem Hochwasser . Solch ein Anschutz (siehe Erklärbox) ist nicht unüblich. Das erklärt Andreas Hertig, Leiter des Bereichs Fischereimanagement beim Fischereiinspektorat des Kantons Bern.

«Die Fische in der Emme oder in anderen Gewässern haben sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende an solche Ereignisse angepasst. Aber bei so einem Ereignis sterben jedes Mal Fische.» Für den Tod der Tiere gibt es verschiedene Gründe.

Die Fische können zum Beispiel am Riesenschwall sterben. «Sie werden verfrachtet, durch mitgeführtes Geschiebe unter Umständen erdrückt, erschlagen. Allenfalls auch von Baumstämmen. Oder sie werden durch die Wassermassen herumgeschleudert und auf diese Art erschlagen», erklärt Andreas Hertig.

Ein weiterer Grund ist, dass sich die Fische ihrem natürlichen Instinkt folgend nahe dem Ufer aufhalten. «Dort ist es strömungsberuhigt. Die Fische geraten dann auf Überflutungsflächen. Sie fallen trocken, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht.» Das sind laut dem Leiter des Berner Fischereiinspektorats die beiden Hauptgründe.

Er nennt eine dritte und seltene Sterbeursache: «Wenn das Wasser extrem viele Schwebstoffe mitführt, zum Beispiel nach Murgängen oder wenn sehr viel Uferweg erodiert ist, können die Kiemen verstopfen. Dann können die Fische auch ersticken.»

Tatsächlicher Schaden noch unbekannt

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Wie viele Fische gestorben sind, kann Andreas Hertig nicht sagen. «Das ist Kaffeesatzlesen.» Er nennt das Jahr 2014 als Beispiel. Damals fand das seit 1975 grösste derartige Ereignis im oberen Emmental statt. «Wir konnten den Schaden in den Folgewochen anhand Hochwasser-Statistiken des Bundes abschätzen. Wir haben Bestandsaufnahmen gemacht und geschätzt, dass rund die Hälfte des Bestandes gestorben ist. Aber für dieses Jahr kann man noch überhaupt keine Aussagen machen.»

Noch vor zwei Wochen war die Emme im betroffenen Gebiet über mehrere 100 Meter ausgetrocknet. Jetzt diese Flutwelle. Bis zu den 1990er-Jahren habe es jährlich wenig bis sehr wenig Wasser und auch immer wieder Hochwasser gegeben, so Hertig. Daran hätten sich die Fische gewöhnt.

In den letzten 20 bis 30 Jahren wurden die Ereignisse in beide Richtungen jedoch immer extremer. «Wir haben immer häufiger Hochwasser, stärkere Hochwasserspitzen. Und wir haben immer längere Trockenphasen oder immer ausgedehntere Abschnitte der Emme, die trocken fallen. Und auch immer wärmeres Wasser.»

Der Leiter des Fischereiinspektorats bezweifelt, dass sich die Fische an solche Flutwellen gewöhnen können. «Weil die Intensität und die Hochwasserspitzen immer mehr zunehmen und zudem die Abstände zwischen solchen starken Hochwassern immer kleiner werden. Den Fischpopulationen fehlt wahrscheinlich die Zeit, um sich regenerieren zu können. Deswegen sehe ich eher schwarz, dass die Fischbestände dies auf Dauer packen werden.»

Fische leiden an den Folgen des Klimawandels

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Im betroffenen Gebiet sind unter anderem Forellen heimisch. Sie fühlen sich wohler bei kühleren Wassertemperaturen. Nach Niederschlägen geht die Wassertemperatur relativ rasch zurück. Das bleibt nicht zwingend so. «Es hängt in den folgenden Tagen davon ab, wie viel Wasser noch fliesst und wie sich die generelle Lufttemperatur verhält», erklärt Andreas Hertig, «weil sich die Temperaturen schnell erholen und ansteigen.»

An den Temperatur-Messstellen der Emme oder anderer Gewässern könne gesehen werden, dass es bereits tägliche Schwankungen von über sechs Grad vom Morgen bis zum Abend gibt. «Es ist also auch ein normales Phänomen. Es ist einfach so, dass in den letzten Jahren die Temperaturspitzen deutlich höher gehen, als das früher der Fall war.»

SRF 4 News, 06.07.2022, 06:25 Uhr ; 

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