Die Hochwasserkatastrophe 2005 steckt vielen Menschen im Kanton Obwalden nach wie vor in den Knochen. Sarnen wurde damals besonders stark getroffen. Der ganze Dorfkern stand unter Wasser. Rund um den Sarnersee entstanden Schäden in der Höhe von 250 Millionen Franken.
Der Ruf nach Schutz ist bis heute gross. Nun ist ein Meilenstein geschafft. Einer, der lange auf sich warten liess. Genauer gesagt: 17 1/2 Jahre lang. Am Mittwoch, kurz nach 10 Uhr durchbrachen die Tunnelbauer die letzten Zentimeter Stein des 6.5 Kilometer langen Entlastungsstollens zwischen Sachseln und Alpnach. Der Jubel war gross.
Somit ist der Weg frei für mehr Sicherheit bei Hochwasser im Sarneraatal. Der Stollen kann künftig Wasser aus dem Sarnersee aufnehmen und ableiten. Das führt zu einer Entlastung für die Gemeinden im Sarneraatal – vor allem für den Hauptort Sarnen.
2005: Sarnen unter Wasser
Dass man in Obwalden nun endlich mit dem Hochwasserschutz einen grossen Schritt weiter ist, freut Baudirektor Josef Hess: «Der Entlastungsstollen ist das Herzstück des künftigen Hochwasserschutzes im Sarneraatal». Er selbst ist heute mit den Mineuren nach dem Durchschlag durch das Loch gekrochen. «Das war eine rechte Turnübung», schmunzelte er danach.
Der grosse Tag des Durchbruchs
Doch bei aller Freude: Die Reise bis zum heutigen Tag des Durchschlags war mühsam. Die Bohrungen dauerten länger als geplant. Es lief harzig, gesteht Josef Hess: «Die Mineure haben 27 Monate in diesem Berg gearbeitet. Sie haben dem Wasser, den Gesteinseinbrüchen und den harten Stellen im Felsen getrotzt».
Einer von ihnen ist Justin Bub aus dem Elsass. «Alle sind froh. Es ist eine grosse Erleichterung, dass es das ganze Team zusammen geschafft hat, ohne grössere Unfälle.»
Stollen wird massiv teurer
Unerwartete Wassereinbrüche und instabile Wände und Decken sind nur einige der bösen Überraschungen, die der Fels bereithielt. Mehrere Wochen mussten die Arbeiten am Stollen unterbrochen werden. Die Kosten schossen in die Höhe. Statt 115 Millionen Franken kostet der Hochwasserstollen 180 Millionen Franken.
Zähe Arbeiten
Finanziert wird das Jahrhundert-Hochwasserprojekt über eine Zwecksteuer. Wegen der Verteuerung muss diese vier Jahre länger, voraussichtlich bis ins Jahr 2031, erhoben werden.
Der Obwaldner Baudirektor Josef Hess ist überzeugt, dass man mit dem Durchschlag nun die grössten geologischen Risiken hinter sich gelassen hat.
Allerdings: Noch ist der Stollen nicht betriebsbereit. Er wird nun ausbetoniert, und die Ein – und Auslaufwerke werden erstellt. 2026 soll er dann definitiv bereit sein. Drei Jahre später als ursprünglich geplant.