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Höhere Berufsbildung Was bringen heutige Titel der höheren Berufsbildung?

Das Parlament debattiert ab Montag, ob es bei der höheren Berufsbildung Bachelor- und Mastertitel benötigt. Welche Titel gibt es heute schon und was bringen sie?

Wer eine Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis abschliesst, kann in der Schweiz an einer höheren Fachschule studieren. Der Bundesrat will das Ansehen und die Bekanntheit dieser höheren Berufsbildung verbessern – auch im Ausland.

Was ist mit höherer Berufsbildung gemeint?

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Die höhere Berufsbildung ermöglicht Personen, die ihre Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen haben, eine Vertiefung des Fachwissens. Sie ist arbeitsmarktorientiert, baut auf der beruflichen Erfahrung auf und bereitet auf Führungs- oder Fachfunktionen vor. Die höhere Berufsbildung umfasst die eidgenössischen Prüfungen (Berufsprüfung, höhere Fachprüfung) sowie die Bildungsgänge der höheren Fachschulen (HF).

Quelle: Bundesamt für Statistik

Dafür sollen die Titelzusätze «Bachelor Professional » und «Master Professional» eingeführt werden. Am Montag debattiert der Ständerat darüber. Die Befürworter erhoffen sich mehr Klarheit.

Heutige Titel zu wenig verständlich

Von «Fachfrau» bis «dipl. HF»: Die bestehenden Titel sind für Laien tatsächlich ein ziemliches Wirrwarr (siehe Box). «Es gibt eine riesige Titelvielfalt. Meistens sind diese Titel nur innerhalb der Branche bekannt», sagt etwa Urs Gassmann, Geschäftsführer von ODEC, dem Schweizerischen Verband der diplomierten Absolventinnen und Absolventen höherer Fachschulen. Titel wie «Berufsprüfung», «höhere Fachprüfung» oder «HF-Diplom» seien branchenfremden Personen schwer zu erklären. «Besonders Berufsprüfungen sind teils enorm spezifisch, diese schliessen vielleicht nur 20 Personen pro Jahr ab.» Da wäre laut Gassmann ein Bachelor Professional besonders nützlich, damit die Leute das Niveau des Abschlusses einschätzen könnten.

Diese Titel der höheren Berufsbildung gibt es heute

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Wer eine Berufsprüfung (BP) absolviert, bekommt einen eidgenössischen Fachausweis und darf sich als Fachfrau oder Fachmann bezeichnen.

Beispiel: Projektleiterin Schreinerei mit eidg. Fachausweis

Wer die Höhere Fachprüfung (HFP) besteht, bekommt ein eidgenössisches Diplom und kann sich fortan diplomierte Expertin oder diplomierter Experte nennen.

Beispiel: diplomierter Betriebsleiter Bäckerei-Konditorei-Confiserie

Wer an einer Höheren Fachschule studiert, hat nach zwei oder drei Jahren das Diplom Höhere Fachschule in der Tasche und kann dem Namen ein «dipl. HF» voranstellen.

Beispiel: dipl. Pflegefachmann HF

Quelle: Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Auch für die internationale Verständlichkeit sei es wichtig. Gassmann hat das selbst erlebt, als er in einer international tätigen Firma als Projektleiter tätig war: «Es kamen indische Auftraggeber zu Besuch und da hiess es: Du darfst nicht sagen, dass du keinen Studienabschluss hast.» Es wäre laut Gassmann hilfreich gewesen, wenn er sich hätte «Master» nennen können. Auch innerhalb der Schweiz seien die heutigen Titel zu wenig verständlich.

Ein Handwerker legt Hand an
Legende: Der Leiter Höhere Berufsbildung erklärt im Bildungszentrum Polybau in Uzwil angehenden Solateuren eine Solarthermie-Anlage. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Anders sieht das Sebastian Wörwag, Vorstandsmitglied von Swissuniversities und Rektor der Berner Fachhochschule: «Ein ‹eidgenössisches Diplom› oder ein ‹eidgenössischer Fachausweis› sind heute in der Schweiz jedem bekannt – bekannter als ein ‹Master professional ›», ist er überzeugt. «Das sind sehr etablierte und gute Abschlüsse im Bereich der höheren Berufsbildung.» Ein «eidgenössisches Diplom» sei in der Schweiz wahrscheinlich wirkungsvoller als ein englischer Zusatz.

«Man weiss, was man bekommt»

«Fachfrau», «diplomierte Expertin» und «dipl. HF» sind geschützte Titel. Nur wer den entsprechenden Abschluss gemacht hat, darf sich so nennen. Doch im Unterschied zu reglementierten Berufen wie Anwältin oder Arzt «braucht» es diese Titel nicht absolut zwingend für eine bestimmte Stelle. Was bringen sie also konkret?

Laut Daniel Reumiller, Leiter der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Bern, ist das von Branche zu Branche sowie von Unternehmung zu Unternehmung recht unterschiedlich. «Manche Unternehmen finden Titel nicht so wichtig, sondern schauen stärker auf den beruflichen Werdegang und die Erfahrungen gemäss Arbeitszeugnis.» Bei jüngeren Personen stünden die Titel stärker im Vordergrund, weil sie weniger Arbeitserfahrung hätten. «Schweizer Unternehmen wissen, welche Kompetenzen sie bekommen, wenn sie eine Person mit diesem Titel anstellen.» Etwas anders könne es bei internationalen Konzernen oder im Ausland aussehen.

Schweizer Titel in Deutschland erklärungsbedürftig

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«Die Schweizer Titel sind schon erklärungsbedürftig», sagt Olga Schwalbe von der deutschen Bundesagentur für Arbeit auf Anfrage von SRF. Das Wort Diplom sei in Deutschland zwar von früher bekannt. «Aber es hilft sicherlich, wenn Sie die genannten Abschlüsse in einer Bewerbung näher erklären.»

Laut Reumiller ist es deshalb wichtig, bei Bewerbungen nicht nur die Diplome beizulegen, sondern unbedingt auch die Diplomzusätze sowie die Kompetenzen darzustellen. «Man sollte kurz erklären, was das für ein Abschluss ist, den man hat.»

Diskutieren Sie mit:

SRF 3, 8.9.2025, 7:10 Uhr;liea

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