Der Bund unterstützt die Universitäten mit über 600 Millionen Franken pro Jahr. Etwa gleich viel Geld fliesst von den Universitäten an die Universitätsspitäler. Das ärgert Staatssekretär Mauro Dell'Ambrogio – nicht zum ersten Mal. «Von den Ressourcen, die wir für die Bildung brauchen, geht viel zu viel in die Ausbildung der Gesundheitsfachleute, insbesondere der Mediziner.»
Von den Ressourcen, die wir für die Bildung brauchen, geht viel zu viel in die Ausbildung der Gesundheitsfachleute, insbesondere der Mediziner.
Das Gesundheitswesen habe eine Sonderstellung, kritisiert Dell'Ambrogio. «In allen Branchen ist es selbstverständlich, dass einen Teil der Anstrengungen für den Nachwuchs selbst zu tragen. Nur bei der Gesundheit wird alles dem Bildungswesen in Rechnung gestellt.»
Spitäler weisen Vorwürfe zurück
Die Spitäler Schweiz und der Verband Schweizer Hochschulmedizin Unimedsuisse wehren sich gegen Dell'Ambrogios Aussagen. Sie seien irreführend, weil die Universitäten und die Unispitäler kantonal geregelt sind. Entsprechend tragen die Universitätskantone einen Grossteil der Kosten. Diesen Aspekt erwähne der Staatssekretär nicht.
Unter den Kantonen ist genau geregelt, wer wem wie viel bezahlt. «Die Finanzflüsse zwischen den Universitäten und den Universitätsspitälern sind jeweils in Verträgen geregelt, die die gegenseitigen Leistungen definieren. Es ist also nicht so, dass hier öffentliche Gelder einfach im Gesundheitswesen versickern», heisst es bei Unimedsuisse.
Dass die medizinischen Ausbildungen zu den teuersten gehören, ist seit Jahren bekannt. Deshalb sind auch die Studienplätze in der Medizin begrenzt. «Aber an den Universitätsspitälern werden nicht nur die zukünftigen Mediziner und Medizinerinnen ausgebildet. Hier kommt Innovation und aktuelle Forschung auch direkt ans Krankenbett», so Unimedsuisse.
Kantone sind irritiert
Bei der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren wehrt sich Zentralsekretär Michael Jordi, dagegen, dass verschieden Ausbildungsgänge und ihre Geldquellen gegeneinander ausgespielt werden.
«Man muss den Bildungsstandort Schweiz stärken, und zwar im universitären Bereich, bei Fachhochschulen und bei der Berufsbildung. Aber es ist meines Erachtens nicht angebracht Schwarzpeter zu spielen, um die Kosten für die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten oder qualifiziertem Pflegepersonal zu beklagen.»
Einigkeit bei Kostentransparenz
Was es vor allem brauche, sei Transparenz bei den Kosten, sagt Jordi. Und daran wird bereits gearbeitet. Auch Bildungspolitiker Dell'Ambrogio ist sich sicher: Nur wenn die Kosten transparent seien, steige der Druck, auch bei der Gesundheit zu sparen.