Nike Bahlmann ist als Tochter eines deutschen Vaters und einer Schweizer Mutter in Deutschland aufgewachsen. Heute lebt sie in Köln. Doch für die junge Biochemikerin ist klar: «Ich bin sehr stolz auf die Schweiz. Ich bin auch stolz, Schweizerin zu sein. Und ich sehe mich auch so.»
Denn die Schweiz ist für sie die Heimat des Herzens. Sie liebt die Abenteuergeschichten ihres Grossvaters, hat in der Schweiz ihren ersten Freund kennengelernt. Und Nike Bahlmann ist begeistert von der Innovationsfähigkeit der Schweiz: «Wir haben Top-Hochschulen, wir sind unglaublich divers. Wir sind eines der wenigen Länder, das so viele Landessprachen hat. Die Schweiz lebt von Diversität.»
Der Finanzdruck wächst
Doch die Heimatliebe der Auslandschweizer wird nicht immer erwidert. Ob bei den Schweizer Schulen im Ausland oder bei swissinfo.ch, der Informationsplattform für Auslandschweizer, überall will der Bund Geld sparen.
Plötzlich schauen die Bürger und die Politiker mehr auf ihr Portemonnaie als auf die Solidarität.
Sehr zum Bedauern von Filippo Lombardi, dem Präsidenten der Auslandschweizer-Organisation ASO. «Wir spüren, dass ein gewisser Finanzdruck entstanden ist.» Plötzlich schauten die Bürger und die Politiker mehr auf ihr Portemonnaie als auf die Solidarität, auf die Werte, auf die Präsenz der Schweiz in der Welt.
Und das sei schade, betont der frühere Tessiner Ständerat. Denn für ihn ist klar. «Wir sagen üblicherweise, 850'000 Auslandschweizer sind so viele kleine Botschafter für die Schweiz im Ausland und bringen mehr Verständnis für unser Land in vielen anderen Ländern.» Was gerade in den jetzigen international schwierigen Zeiten sehr wertvoll sei.
Profitieren oder entlasten?
Solche Zusammenhänge will die Auslandschweizer Organisation der Schweizer Politik bewusster machen. Das wird allerdings nicht ganz einfach, denn das politische Klima ist rauer geworden. In bürgerlichen Kreisen wird etwa die Frage aufgeworfen, ob es noch gerechtfertigt sei, wenn Leute von Sozialwerken wie der AHV oder Kinderrenten profitieren, aber selber gar nicht mehr in der Schweiz leben.
Schweizer Rentner, die in Thailand ihren Lebensabend verbringen, entlasten die Schweiz, weil sie nie ein Schweizer Alters- und Pflegeheim in Anspruch nehmen werden.
Josef Schnyder, Auslandschweizer in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, hält dem entgegen. Man erhalte nur dann eine AHV, wenn man vorher in die AHV einbezahlt habe. Und ausserdem: «Es wäre nicht sinnvoll, wenn man jetzt sagt, ‹wenn du nach Thailand gehst, dann kriegst du weniger AHV.›»
Man könne argumentieren, dass die Lebenskosten in Thailand tiefer seien. Doch was würde man machen bei Auslandschweizern in New York, einer Stadt, wo die Lebenskosten teurer sind? Würde man da mehr AHV-Renten bezahlen? «Das ergibt ja auch keinen Sinn», findet Schnyder.
Dazu komme, dass Schweizer Rentner, die in Thailand ihren Lebensabend verbringen, die Schweiz im Gegenzug auch entlasteten, weil sie nie ein Schweizer Alters- und Pflegeheim in Anspruch nehmen würden.
Viel Überzeugungsarbeit nötig
Die verschiedenen Sichtweisen zeigen die Herausforderungen, die auch von den Delegierten des Auslandschweizerrates bei ihrem jährlichen Treffen in Bern diskutiert wurden.
Zwar bleibt die Liebe der Auslandschweizer zur fernen Heimat stark, doch ist sie derzeit mit viel Überzeugungsarbeit verbunden.