Rund 72 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 12 Jahren ist geimpft. «Nur eine deutlich höhere Impfrate kann die Bevölkerung vor schweren Erkrankungen schützen und eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindern», kommunizierte Alain Berset im Oktober. Um die geltenden Massnahmen aufzuheben, müsse die Impfrate – ohne Einberechnung der Genesenen – noch deutlich steigen. Deshalb investiert der Bundesrat Geld in eine neue Impfkampagne.
Bereits heute gibt es auf Zielgruppen zugeschnittene Impfangebote. Wir stellen fünf besondere – bereits vergangene und noch bevorstehende – Aktionen vor.
Zürich: Impfen in der Moschee
Am 12. und 14. November können sich Musliminnen und Muslime in zwei Zürcher Moscheen impfen lassen. Die Impftage fallen auf Freitag und Sonntag, weil sich dann besonders viele Gläubige zum Gebet einfinden. Die Impfungen selbst werden von mobilen Impfteams des Kantons Zürich in Nebenräumen der Moscheen verabreicht. Die Vereinigung islamischer Organisationen (VIOZ), welche die Impftage organisiert, will so einen Beitrag leisten, um die Pandemie zu bewältigen. Hintergrund der Aktion sind die negativen Schlagzeilen über ungeimpfte Reiserückkehrende aus Balkanländern von Ende Sommer.
Luzern: Nachts impfen
«Impfen mit Erlebnischarakter» – das war die Idee hinter der Impfnacht, einer speziellen Aktion im Luzerner Kantonsspital. Die Türen des Impfzentrums waren vom Freitagabend um 20 Uhr bis am Samstagmorgen und 7 Uhr geöffnet – neben der Impfung lockten zuerst Süssgebäck und dann frühmorgens Kaffee und Gipfeli. Die Aktion fand grossen Anklang: Rund 600 Personen liessen sich impfen. «Ich bin sehr zufrieden», bilanzierte die Leiterin des Impfzentrums, Ingrid Oehen am Tag danach. «Über drei Viertel waren über 30 Jahre alt, die Ältesten waren sogar über 80. Und diese kamen zum Teil mitten in der Nacht!» Die grosse Mehrheit der Impfwilligen hatte sich für den neueren Janssen-Impfstoff entschieden, von dem es nur eine Dosis braucht.
Aargau: Impfen beim Shoppen
Seit September kann man sich in einem der grössten Shoppingcenter der Schweiz impfen lassen, im Shoppi Tivoli in Spreitenbach (AG). Bis zu 170 Personen pro Tag lassen sich hier piksen, heisst es auf Anfrage. Die Zahlen steigen noch immer stetig an seit der Eröffnung im September, im Gegensatz zu vielen anderen Impfzentren. Die Leiterin Stefanie Haas ist auch für das Impfzentrum am Kantonsspital Baden zuständig und kennt den Unterschied zwischen «normalen» Zentren und der Impfstation im Tivoli.
«Das Impfzentrum hier hat eine angenehme Atmosphäre, es hat Freizeitcharakter». Kein Wunder, herrscht vor allem am Freitag und Samstag relativ viel Betrieb. Man spreche vor allem «Laufkundschaft» an, die sich spontan oder nach einem Beratungsgespräch für die Impfung entscheide, so Haas weiter.
Basel: «Impfluencen» auf Instagram
Die Impfquote ist gerade bei jüngeren Menschen tief. Der Basler Jugendtreff organisiert regelmässig Live-Talks auf Instagram – und nutzt diese Plattform jetzt auch, um offene Fragen zur Impfung zu klären. Im letzten Talk konnten die Jugendlichen zum Beispiel dem Basler Kantonsarzt Thomas Steffen Fragen rund um die Corona-Impfung stellen.
Die Jugendlichen würden nicht grundsätzlich andere Fragen stellen als andere impfkritische Bevölkerungsgruppen. Das innovative Rezept des Basler Jugendzentrums Chillout hilft aber, mit jungen Menschen niederschwellig in Kontakt zu treten und Unklarheiten zu klären. Bei den Online-Events würden jeweils zwischen 20 und 200 Jugendliche zuhören.