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Intensivbehandlungen in Zürich Knatsch um Kostenübernahme bei ausserkantonalen Corona-Patienten

Der Kanton Zürich will die Kosten nicht mehr tragen, wenn schwere Covid-Fälle aus anderen Kantonen behandelt werden. Das Universitätsspital verschickt Rechnungen. Es gäbe aber auch einen anderen Weg.

Die Intensivbehandlung von Corona-Patientinnen und -Patienten ist aufwendig und teuer. Nicht in jedem Fall reichen die extra angesetzten Tarife, wie Kantone und Spitäler bereits festgestellt haben. Mitte Monat hat die Zürcher Kantonsregierung entschieden, diese Extrakosten von Patientinnen und Patienten deren Wohnkantonen zu verrechnen.

Das Universitätsspital Zürich zum Beispiel hat seine Rechnung dem Kanton Thurgau zugestellt, wie CH Media berichtet. Der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin fühlt sich vor den Kopf gestossen.

«Wir haben immer signalisiert, dass wir gesprächsbereit sind. Wir müssen das selbstverständlich genau anschauen. Es muss auf Gegenseitigkeit beruhen, aber einfach so eine gesalzene Rechnung schicken, das geht nicht.» Mit Bezug auf die geltenden Grundlagen, sagt Martin, es dürften zu den Tarifen keine zusätzlichen Rechnungen gestellt werden.

Das muss man am besten national klären, ohne den Spitälern Rechnungen zu schicken.
Autor: Walter Vogelsanger Gesundheitsdirektor Schaffhausen

Das Problem der ungedeckten Kapitalkosten müsse aus seiner Sicht für die ganze Schweiz diskutiert werden. Diese Haltung teilt sein Kollege im Kanton Schaffhausen, Walter Vogelsanger. Seinem Kanton hätten die Zürcher Spitäler zwar noch keine Rechnung gestellt. «Doch das Problem ist ja, dass man eine Situation hat, in der solche Behandlungen tarifarisch nicht abdeckt sind. Und das muss man klären, am besten national auf Ebene der Kantone, ohne den Spitälern Rechnungen zu schicken.»

Den Überblick über freie Plätze auf den Intensivstationen hat der koordinierte Sanitätsdienst (KSD), der den Spitälern auch die Corona-Patientinnen und -Patienten zuweist. Nun macht der KSD zu den ungedeckten Kapitalkosten einen Vorschlag, der SRF vorliegt.

Einigung zwischen Baselland und Basel-Stadt

Diesen gibt es seit dem ersten Pandemiejahr. Entwickelt wurde er von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Matthias Nigg, Leiter der Baselbieter Spitalversorgung, erklärt: «Hintergrund dieser Vereinbarung war es, dass man verhindern wollte, dass eine Intensivpflege Station der Region Basel übermässig belastet wird im Vergleich zu den anderen.»

Wir bezahlen 5000 Franken für jeden Patienten und 1000 Franken zusätzlich für jeden IPS-Tag.
Autor: Matthias Nigg Leiter der Baselbieter Spitalversorgung

Deshalb haben die beiden Kantone entschieden, sich abzusprechen. Wenn die insgesamt drei Intensivpflegestationen (IPS) der Region mit schwer an Covid-19 Erkrankten belegt sind, sodass Operationen aufgeschoben werden müssen, kommt diese finanzielle Vereinbarung zum Zug: «Ab dem zwölften Patienten gibt es einen Fonds, der geöffnet wird», erklärt Nigg. «Wir bezahlen 5000 Franken für jeden Patienten pauschal und 1000 Franken zusätzlich für jeden IPS-Tag.»

Spitalkosten sind Thema im GDK-Vorstand

Für seinen Kanton zahlt sich diese Vereinbarung aus, so Nigg. «Das hat sich sehr bewährt. Ich kann sagen, dass das im Rahmen der Corona-Bekämpfung eigentlich eine der wichtigsten Massnahmen war.» Er könne sie weiterempfehlen. Der KSD sagt auf Anfrage, es sei nicht an ihm, diesen Vorschlag weiterzutragen und mehrheitsfähig zu machen.

Als Nächstes wird sich der Vorstand der kantonalen Konferenz der Gesundheitsdirektionen (GDK) mit der Frage der ungedeckten Corona-Spitalkosten befassen. Mit dabei sind unter anderem die zuständigen Regierungsmitglieder der Kantone Zürich, Schaffhausen und Basel-Stadt.

Einschätzung von Inlandredaktorin Christine Wanner

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Mit dem aktuellen Schritt – dem direkten Verrechnen der zusätzlichen Kosten – macht sich der Kanton Zürich wenig beliebt und es erscheint nicht realistisch, dass dieses Vorgehen Schule machen wird. Denn Spitäler und Kantone haben sich in der Pandemie ausgeholfen, wenn es um freie Betten auf den Intensivstationen ging. Ausserdem haben diverse Kantone Vereinbarungen zur Zusammenarbeit betroffen wie jene der beiden Basel.

Deren Übereinkunft regelt nicht nur die Logistik hinter den bangen Spitalwochen der schweren Covid-19-Verläufe, sondern auch das Finanzielle, sobald Operationen deswegen aufgeschoben werden müssen. Baselland und Basel-Stadt wurden also bereits nach der ersten Welle aktiv und haben nun kein aufgeschobenes oder abgeschobenes Problem.

Rendez-vous, 24.01.2022, 12:30 Uhr

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