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Das Bettenmanagement in Coronazeiten
Aus Echo der Zeit vom 07.09.2021. Bild: Keystone
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Bettenmanager in Corona-Zeiten Der «Jongleur» der Spitalbetten berichtet aus der vierten Welle

Christoph Krucker ist Bettenmanager am Universitätsspital Zürich – und ist derzeit tagtäglich aufs Äusserste gefordert.

So wirklich «normal» verläuft momentan kein Tag. Das wird im Gespräch mit Christoph Krucker rasch klar. «Am Morgen bin ich ins Büro gekommen und habe zusammen mit meinen beiden Mitarbeitern die Bettensituation auf der Normal-, Intensiv- und Überwachungsstation angeschaut. Dann haben wir mit dem OP-Manager besprochen, welche Operationen wir durchführen können und welche wir ‹on hold› setzen müssen.»

Und nach einer Sitzung mit der Covid-Taskforce des Universitätsspitals Zürich (USZ) nimmt er sich kurz Zeit für das Telefongespräch mit der Journalistin. Krucker ist «Bettenmanager»: Eine Funktion, die das USZ 2016 einführte, weil bis dahin die Übersicht über alle Betten im Spital schlicht fehlte. Jede Klinik, jede Abteilung werkelte für sich.

Christoph Krucker im Januar 2019
Legende: Kruckers Aufgabe ist es, so zu planen, dass alle Kranken und frisch Operierten ein freies Bett haben – soweit sich Krankheitsfälle überhaupt planen lassen. SRF/Archiv

2017 hat Krucker den Job übernommen. «Zuerst war es eine One-Man-Show.» Allerdings habe man schnell gemerkt, dass man durch die neue Funktion die Betten besser auslasten könne. «Da ich aber alleine war, gab es das Bettenmanagement nur von 8 bis 17 Uhr.»

Inzwischen besteht sein Team aus 13 Leuten, alles erfahrene Intensiv-Pflegefachleute. Seit Anfang Jahr ist die Truppe rund um die Uhr im Dienst, 7 Tage die Woche. Ein Unikum in der Schweiz. Doch laut Krucker setzen auch andere Spitäler immer öfter auf ein zentrales Bettenmanagement.

Die Betten der 22 Covid-Patienten hätten wir normalerweise für Operationen oder Notfälle zur Verfügung. Jetzt fehlen sie uns.
Autor: Christoph Krucker Bettenmanager am USZ

Wie viele Betten er am USZ genau koordiniert, ist schwierig zu beantworten: Insgesamt seien es circa 900. «In der aktuellen Situation mit den ganzen Intensivbetten ist das eine schwierige Zahl. Sie variiert eigentlich täglich.»

So seien von den offiziell 65 zertifizierten Betten auf der Intensivstation mal mehr, mal weniger in Betrieb: Je nach dem, wieviel Fachpersonal verfügbar sei und wie aufwändig die Betreuung der einzelnen Patientinnen und Patienten gerade sei. Am Dienstagmorgen lagen 22 Covid-Patienten auf der Intensivstation: «Diese Betten hätten wir normalerweise für Operationen oder Notfälle zur Verfügung. Jetzt fehlen sie uns.»

Genau das mache das Koordinieren von vollen und leeren Spitalbetten momentan so anspruchsvoll: Denn das grosse USZ hat eine Aufnahmepflicht. Es muss stets ein paar Betten für schwere Notfälle frei halten.

Krucker erlebt die Lage derzeit ähnlich anspruchsvoll wie in früheren Wellen: «Wenn wir die Operationen morgens starten, wissen wir manchmal noch nicht ganz genau, wo die Patientinnen und Patienten hinkommen.» Wenn es etwa einen Austritt aus der Intensivstation gebe, könne man doch wieder eine Operation durchführen, erklärt Krucker. «Es ist ein tägliches Jonglieren.»

Teamwork, das bitter nötig ist

Auch wenn sich Abläufe und Absprachen inzwischen eingespielt haben – der Druck sei zurzeit enorm gross, sagt Krucker. Die Arbeit scheint ihm aber nach wie vor zu gefallen: «Es gibt angespannte Situationen. Aber am Schluss habe ich immer das Gefühl, dass wir als Team zusammen an einem Strick ziehen.» Zu diesem «riesengrossen Teamwork» trage nicht nur das Bettenmanagement bei, sondern auch die Ärzteschaft und das Pflegepersonal bei. In allen Kliniken und auf allen Abteilungen.

Ein «Teamwork», damit möglichst lange alle, die medizinische Hilfe nötig haben, sie auch bekommen können.

Echo der Zeit, 07.09.2021, 18 Uhr

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