- Erneut kassiert die Bundesverwaltung einen Rüffel wegen ihrer IT-Strategie.
- Die Behörden würden häufig einfach Software beschaffen, ohne zu klären, ob es diese wirklich braucht.
- Das sagt die Eidgenössische Finanzkontrolle in einer Analyse.
Mehr als 80 eigene Untersuchungsberichte aus den letzten vier Jahren hat die Eidgenössische Finanzkontrolle ausgewertet. Dies, um Muster erkennen zu können, was bei grossen Informatikprojekten in der Bundesverwaltung schiefläuft.
Die Finanzkontrolle kommt zum Schluss, dass der Bund häufig Anwendungen beschafft, ohne vorher den tatsächlichen Bedarf und den Nutzen sauber geklärt zu haben. «Wir haben festgestellt, dass man sehr häufig bei der Planung von Projekten und IT-Kosten, die damit verbunden sind, diverse Fakten gar nicht berücksichtigt», sagt Brigitte Christ, stellvertretende Direktorin der Finanzkontrolle. Sie ergänzt: «Und dann kommt das grosse Erwachen, wenn man merkt: Jede Funktionalität, die wir neu wollen, hat Folgekosten.»
Digitaler Bereich zu kompliziert organisiert
Bei Informatikprojekten in der Bundesverwaltung fehle oft eine zentrale Steuerung, stellt Christ fest. Es existiere kein Portfoliomanagement oder Beschaffungscontrolling. Mehr noch: Eine solche Steuerung werde in vielen Fällen gar nicht vermisst. Der digitale Bereich beim Bund sei zu kompliziert organisiert. Es würden unglaublich viele verschiedene Gremien mitreden, sagt die stellvertretende Direktorin der Finanzkontrolle. Das sei ineffizient.
Zwar existiere in der Bundeskanzlei ein «Delegierter für die Digitale Transformation», doch dieser könne nur koordinieren und beraten. Die Kompetenz, Entscheide zu fällen und sie durchzusetzen, habe der Delegierte nicht. Das stehe natürlich im Kontrast zu dem Anliegen, das selbst die Bundesverwaltung immer stärker habe, sagt Christ weiter. «Wir müssen standardisieren und departementsübergreifende Lösungen haben – das steht im Widerspruch.»
Es ergibt keinen Sinn, wenn jedes Departement zehn eigene Portale betreibt; das bringt keinen Mehrwert.
Hier sei das Parlament gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen und dem Delegierten entsprechende Kompetenzen zu geben, sagt Christ. Und sie empfiehlt der Bundesverwaltung, im IT-Bereich noch mehr zu vereinfachen. «Es ergibt keinen Sinn, wenn jedes Departement eigene zehn Portale betreibt; das bringt keinen Mehrwert», sagt Christ und fügt an: «Ganz im Gegenteil: Der Anwender wird eher irritiert, dass er für jeden Behördenkontakt unter Umständen ein anderes Portal verwenden muss.»
Die Frage, wo man im Informatikbereich vereinheitlichen könne, komme beim Bund heute eindeutig noch zu kurz, betont die stellvertretende Direktorin der Eidgenössischen Finanzkontrolle.