- Die neue Software «Nevo/Rialto» sollte den Alltag der Berner Kantonspolizei erleichtern. Seit drei Jahren ist sie im Einsatz.
- Bereits bei der Einführung gab es Probleme. Es folgten zahlreiche Mehrkosten.
- Nun kommt aus: Die Software wird nicht mehr weiterentwickelt. Der Kanton Bern muss über die Bücher.
Ein innovatives Projekt, das es so in der Schweiz noch nicht gebe – so wurde seinerzeit die Polizeisoftware «Nevo/Rialto» angekündigt. Das Ziel der Software: Die Abläufe zwischen der Berner Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft digitalisieren und vereinheitlichen. Doch jetzt steht das Informatiksystem vor einer ungewissen Zukunft.
«Digitale Brücke» nicht mehr möglich
Mitte Juli haben die Systemlieferantinnen Swisscom und Deloitte dem Kanton angekündigt, dass der Technologieanbieter SAP die Grundlage von «Nevo/Rialto» voraussichtlich nicht mehr weiterentwickelt.
Eine Software, in die nicht mehr investiert wird – steht diese faktisch vor dem Aus? Regierungsrat Philippe Müller verneint: «Sollte die Software tatsächlich nicht weiterentwickelt werden, ist es nicht das Ende des Projekts. Aber eine digitale Brücke zwischen Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft – so wie sie vorgesehen ist – ist dann nicht möglich.»
Die Einführung von «Nevo/Rialto» vor drei Jahren brachte diverse Probleme mit sich. Doch: «Mittlerweile läuft das System zufriedenstellend, aber nicht ideal», sagt Müller. Die Berner Kantonspolizei erfasst mit der Software sämtliche Informationen digital – von Unfallprotokollen bis hin zu Zeugenberichten.
Dafür, dass die Software «nicht ideal» läuft, hat sie ihren Preis. Laut der bernischen Finanzkontrolle rechnete der Kanton ursprünglich mit 13.5 Millionen Franken. Danach war ein Zusatzkredit von 7.5 Millionen nötig. Und im November 2023 sprach das Parlament noch einmal 14 Millionen Franken für Software-Projekte bei der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft.
Alternativen für «digitale Brücke» gesucht
Nun kündigt der Regierungsrat eine grundlegende Neubeurteilung des Projekts an. Man erwarte Vorschläge der Lieferantinnen zur künftigen Ausrichtung. Die Kantonspolizei prüfe derzeit Möglichkeiten, um die sogenannte «digitale Brücke» zur Staatsanwaltschaft doch noch realisieren zu können.
Während die Polizei «Nevo/Rialto» aktiv nutzt, ist die Software bei der Staatsanwaltschaft bisher nur in Form eines Prototyps im Einsatz. Beide Organisationen befinden sich deshalb in unterschiedlichen Ausgangslagen – was auch unterschiedliche Lösungsansätze erfordern könnte. Annatina Schultz, Generalstaatsanwältin des Kantons Bern, sagt: «Wir müssen die Situation nun neu beurteilen.»
Bei der Polizei geht man davon aus, dass «Nevo/Rialto» noch bis 2030 oder 2033 im Einsatz ist.