Zum Inhalt springen

Junge Generation zur AHV21 «Ich hoffe, dass für uns noch was übrigbleibt»

Viele Junge bezweifeln, dass sie dereinst mit 65 in Pension gehen können. Die Jungparteien kämpfen unterschiedlich.

Man könnte meinen, die Rente sei bei den Jungen kein Thema. Zu weit weg. Aber der Blick auf das neueste Sorgenbarometer zeigt ein anderes Bild: Das Thema Altersvorsorge belegt den zweiten Platz. Dass es bei der Abstimmung am 25. September neben dem Rentenalter 65 für Frauen auch um die Solidarität zwischen den Generationen geht, wird oft etwas vergessen.

Eine kleine Umfrage auf der Strasse bestätigt diese Haltung. Er habe das Gefühl, es werde je länger je weniger, sagt etwa ein junger Mann zu den Rentenaussichten. Und ein anderer meint: «Es gibt schon jetzt sehr viele ältere Leute. Man macht sich auf jeden Fall Gedanken, dass man in Zukunft länger arbeiten muss.»

Mindestens bis 68, schätzt eine junge Frau, und eine Kollegin hält gar die Prognose 70 für realistisch. Viele Junge rechnen also nicht damit, dass sie mit 65 Jahren in Rente gehen können und fragen sich zugleich, ob bis dann für sie überhaupt noch etwas übrigbleibt: «Ich hoffe es, ich hoffe es», sagt lachend eine andere Befragte.

Kopplung an Lebenserwartung?

Er verstehe die Sorgen seiner Generation, sagt Matthias Müller, der 30-jährige Präsident der Jungfreisinnigen. Aus diesem Grund sei seine Partei wie alle bürgerlichen Jungparteien für die AHV-Reform. Er selbst wäre nach eigenen Worten lieber noch viel weiter gegangen. Denn die jetzige Reform bleibe am Schluss doch nur ein «Reförmchen».

AHV
Legende: Am 25. September 2022 stimmt die Schweizer Bevölkerung über die Stabilisierung der AHV (AHV 21) ab. Die Reform beinhaltet eine Änderung des Frauenrentenalters im Gesetz und einen Bundesbeschluss über die Zusatzfinanzierung der AHV durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Keystone/Peter Schneider

Die Jungfreisinnigen wollen deshalb mithilfe einer Initiative das Rentenalter weiter erhöhen und an die Lebenserwartung koppeln. Ein radikaler Vorschlag, das weiss auch Müller, doch er sei fair. Alle Generationen sollten solidarisch in den sauren Apfel beissen.

Unser Ziel ist, dass alle Generationen solidarisch in den sauren Apfel beissen.
Autor: Matthias Müller Präsident der Jungfreisinnigen

Braucht es neue Finanzierungsquellen?

Von der Idee, länger zu arbeiten, hält der 25-jährige Juso-Präsident Nicola Siegrist nicht viel: «Verglichen mit der Zeit vor 50 Jahren arbeiten wir heute beispielsweise mehr in der gleichen Zeit.» Deshalb sei die Forderung nach einem höheren Rentenalter die falsche Antwort.

Vielmehr sei dafür zu sorgen, dass diese Produktivitätsgewinne auch über die Altersvorsorge an die breite Bevölkerung kämen, sagt Siegrist. Und das werde weder mit der Initiative der Jungfreisinnigen noch mit der aktuellen AHV-Reform verwirklicht. Deshalb setzten sich Juso und Mutterpartei für ein Nein am 25. September ein.

Es geht bei der AVH nicht um Jung gegen Alt.
Autor: Nicola Siegrist Juso-Präsident

Das sei kein Kuschen gegenüber der älteren Generation, betont Siegrist. Denn bei der AHV gehe es nicht um Jung gegen Alt. Dies zeige sich auch in der ständig wachsenden Vermögensungleichheit. Es sei deshalb nicht nachvollziehbar, dass nicht auch solche Finanzierungsquellen ins Auge gefasst würden, anstatt die breite Bevölkerung bezahlen zu lassen.

Hoffen auf viele Junge an der Urne

Wer für die AHV künftig wie tief in die Tasche greifen soll, darin sind sich die Jungparteien also nicht einig. Eine erste Entscheidung fällt nun an der Urne. Gespannt darf man sein, wer sie mitbestimmt. «Es wäre schön, wenn vor allem die Jungen abstimmen würden und sich damit auseinandersetzen, weil es letztlich uns betrifft», wünscht sich eine der befragten jüngeren Bürgerinnen.

Info 3, 17.08.2022, 12:00 Uhr

Meistgelesene Artikel