Dass es in Zürich oder Genf schwierig ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist bekannt. Eine neue Statistik des kantonalen Statistikamtes in Genf zeigt nun jedoch, dass der Mietindex in der Stadt Genf seit 1940 um das 17-fache gestiegen ist.
Natürlich stiegen mit den Jahren auch die Qualitätsansprüche und der Ausbaustandard einer Wohnung, was einen Teil dieser massiven Erhöhung erklärt. Dennoch liegt Genf mit dieser Vervielfachung weit über dem Schweizer Durchschnitt und positioniert sich noch vor anderen teuren Städten wie Zürich oder Basel.
Dass Genf so obenaus schwingt, habe vor allem mit dem knappen Bauland zu tun, erklärt der Genfer Immobilienexperte Hervé Froideveaux. «Das bebaubare Land ist im Kanton Genf begrenzt. Die Nähe zu Frankreich, die Berge des Juras und der See – all das macht das Ganze eng. Ausserdem gab es eine starke Migration. Das steigerte die Nachfrage.»
Die Nachfrage liess die Mieten über die letzten Jahre steigen. Und die Wartelisten bei den Immobilienverwaltungen sind lang. Die Immobilienmaklerinnen und Makler haben selbst bei hohen monatlichen Mieten zwischen 2000 und 3000 Franken eine grosse Auswahl an potenziellen Mieterinnen und Mietern.
Versagt die kantonale Kontrolle?
Seit Jahrzehnten bekämpft der Kanton Genf mit Gesetzen und Vorschriften die hohen Mieten in der Stadt. So wird bei Neubauten in gewissen Gebieten klar festgelegt, wie viele Wohnungen subventioniert sein müssen oder dass ein Mietzins beispielsweise während zehn Jahren nicht ansteigen darf. Beim Kanton ist man von diesem «Kontroll-Modell» überzeugt. Dennoch konnte man den massiven Anstieg der Mieten in den letzten Jahren nicht bremsen.
Man kann nicht alle Mieten kontrollieren.
Marie-Christine Dulon, Generaldirektorin des kantonalen Amtes für Wohnungswesen, kontert: «Das System funktioniert. Man kann jedoch nicht alle Mieten kontrollieren, gerade in der Innenstadt ist das schwierig. Kommt hinzu: Über die letzten Jahre hat man zu wenig gebaut, dafür bezahlen wir nun den Preis.» Dulon ist überzeugt, dass ohne die kantonale Kontrolle noch viel mehr Leute in der Stadt keine passende bezahlbare Wohnung gefunden hätten.
Situation entspannt sich
Die hohe Nachfrage und das knappe Angebot trieben die Mieten in die Höhe. Doch nun zeichnet sich im umkämpften Genfer Immobilienmarkt Entspannung ab. In verschiedenen sogenannten Entwicklungszonen wird kräftig gebaut. Jährlich kommen derzeit rund 2000 neue Wohnungen auf den Markt. Viele von ihnen sind ebenfalls kantonal kontrolliert.
Das entspanne die Situation so Hervé Froideveaux, Experte beim Immobilienberater WüestPartner. «Die Mieten werden nach unten gehen und die Mieterinnen und Mieter profitieren». Gute Aussichten also für die Wohnungssuchenden. Dennoch bleibt die Suche – zumindest in der Innenstadt – eine Knacknuss. Beziehungen, etwas Glück und das nötige Kleingeld bleiben sicherlich von Vorteil.