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Kantonale Wahlen Grüne Welle wogt weiter durch Schweizer Politik

Parteien mit dem Wort «grün» im Namen legen bei kantonalen Wahlen weiterhin stark zu.

Grün gewinnt: Nicht nur bei den kantonalen Wahlen in Freiburg dieses Wochenende zieht sich dieser Trend weiter durch die Schweizer Politik.

Wer nach den nationalen Wahlen 2019 noch auf eine grünen Modeströmung hoffte, wird eines Besseren belehrt: Seit fünf Jahren reiten Parteien mit «grün» im Namen auf einer Erfolgswelle.  

Grüne und Grünliberale übertrumpfen alle

Betrachtet man alle zwölf kantonalen Wahlen der letzten zwei Jahre und zählt die Sitzgewinne der Parteien in kantonalen Parlamenten zusammen, zeigt sich ein deutlicher Trend: Die Grüne Partei konnte schweizweit 40 Sitze dazu gewinnen, die Grünliberalen deren 30.

«Die Wählerinnen und Wähler wollen mit der Wahl von grünen Kandidierenden allen Politikern von links bis rechts sagen: Nehmt endlich die Klimagerechtigkeit ernst», interpretiert Grünen-Präsident Balthasar Glättli den derzeitigen Rückenwind für seine Partei.

Viele SP-Wählerinnen wechseln zu den Grünen.
Autor: Mark Balsiger Politanalyst

Laut Politanalyst Mark Balsiger mobilisieren die grünen Parteien mit dem Klima-Thema nach wie vor viele Nicht-Wähler. Zudem grasen sie im eigenen Lager: «Im rot-grünen Lager sehen wir seit den Nationalratswahlen 2019 eine Umgruppierung», sagt Balsiger. «Viele SP-Wählerinnen wechseln zu den Grünen. Zudem verliert die SP – wenn auch in deutlich kleinerem Ausmass – an die Grünliberalen.»

SP und FDP als grosse Verlierer

Die grösste Verliererin bei der Analyse der kantonalen Wahlen sind denn auch die Sozialdemokraten. Die SP verliert insgesamt 31 Sitze. «Wir haben unsere Botschaft noch nicht genügend klar an die Menschen bringen können», erklärt sich SP-Präsident Cédric Wermuth, dessen Partei bei Umweltthemen schon seit Jahrzehnten eigentlich grün politisiert.

«Wir müssen mehr zeigen, dass wir nicht nur Löhne und Sozialwerke verteidigen, sondern auch die Zukunft gestalten können.» Ebenfalls stark verloren bei den kantonalen Wahlen hat die FDP: Sie verlor in den letzten zwei Jahren 29 Parlamentssitze.

SVP hält am meisten Mandate

Trotz des grünen Trends: Grüne und Grünliberale halten noch lange nicht so viele Sitze in Kantonsparlamenten wie andere alteingesessene Parteien. Mit 531 Mandaten hält die SVP noch immer weitaus am meisten Parlamentssitze schweizweit, gefolgt von der FDP mit 523 Mandaten.

Die Grünen hingegen halten erst 249 Mandate in kantonalen Parlamenten, die Grünliberalen deren 126. Und in den kantonalen Regierungen sind die grünen Parteien erst recht schlecht vertreten. Während die FDP landauf landab 37 Regierungsräte stellt und die Mitte-Partei deren 34, sitzen von den Grünen erst sieben Personen in einer Exekutive – von den Grünliberalen gar nur eine.

Tagesschau, 08.11.2021, 19:30 Uhr

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