Die Notkredite für Selbständigerwerbende liefen im September aus, und es soll sie in dieser Form auch nicht mehr geben. Der Bundesrat möchte nun zu einer Hilfe für sogenannte Härtefälle wechseln.
In den Genuss solcher Härtefall-Zahlungen kämen dabei Firmen, die vor der Pandemie gesund waren und in den letzten Monaten mindestens 40 Prozent des Umsatzes eingebüsst haben. Ihnen können die Kantone helfen, mit Krediten oder mit geschenktem Geld. Die Kantone legen fest, wer welche Summe bekommt, der Bund steuert dann den gleichen Betrag bei.
Kantone warten neue Bundesverordnung ab
Die entsprechende Verordnung wird voraussichtlich diesen Mittwoch in die Vernehmlassung geschickt. Wie eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt, warten praktisch alle Deutschschweizer Kantone die neue Bundesverordnung ab, bevor sie eine eigene gesetzliche Grundlage für die Härtefall-Regelung schaffen. Wann die Gelder bei betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmern ankommen werden, ist also noch sehr unklar.
Klar hingegen ist: Für viele wird es dann wohl zu spät sein. Vor allem Reisebüros, Eventveranstaltern und Marktfahrern steht das Wasser bis zum Hals. Seit Februar bucht kaum jemand mehr Ferien, Anlässe werden reihenweise gestrichen, Einnahmen bleiben aus. Und das bei weiterlaufenden Fixkosten.
Marktfahrer
Marktfahrer trifft es hart
Die Betroffenen können nicht mehr lange warten. «Kassensturz» besuchte am Freitag einen Markt in der Stadt Zug. Nach nur einer Woche war der Anlass von den Behörden wieder abgebrochen worden – wegen der steigenden Corona-Fallzahlen. Schausteller Heinz Fries kann seinen Frust nicht verbergen: «Normalerweise arbeite ich auf 60 bis 70 Veranstaltungen im Jahr. Diese war erst die fünfte im Jahr 2020. Jetzt ist fertig. Wir müssen heim, der Winter ist lang und die Politik macht einfach nicht vorwärts.»
Unternehmer André Rudolf, der seit über 30 Jahren auf Märkten sein beliebtes Knoblibrot anbietet, ergänzt: «Fünf vor zwölf ist vorbei, unsere Reserven sind aufgebraucht. Uns bleibt nichts anderes übrig, als privates Geld in die Firma einzuschiessen, lange geht das aber auch nicht mehr.» Dass die Zeit drängt, zeigen auch zahlreiche Videonachrichten von «Kassensturz»-Zuschauerinnen und -Zuschauern aus der Reise- und der Eventbranche.