In den nächsten Tagen sind sie weg. Nach fast vier Jahrhunderten verlassen die letzten sechs Mönche das Kapuzinerkloster in Olten. Mit einer grossen Feier wurden die Klosterbrüder am Dienstagabend offiziell verabschiedet. Klosterbrüder nennt man die Mönche bei den Kapuzinern.
Die letzten sechs Brüder in Olten sind ältere Herren. Der jüngste ist 78, der älteste 90 Jahre alt. Für ihre letzten Lebensjahre müssen sie sich völlig umstellen. Denn der Kapuzinerorden weist ihnen ein neues Zuhause zu, kein gemeinsames. Zwei ziehen ins Kloster Wil, zwei nach Schwyz und je einer nach Luzern und Delémont.
Teilweise leben die Klosterbrüder seit Jahrzehnten zusammen. Auch wenn sie das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne haben, ist es eine Gemeinschaft geworden. Die Tage begannen mit einem gemeinsamen Morgengebet, es gibt gemeinsame Mittag- und Abendessen. Jetzt wird diese Gemeinschaft auseinandergerissen. Dies gab der Kapuzinerorden letztes Jahr bekannt.
«Wir waren mitten in der Stadt und hatten sofort Kontakt mit der Bevölkerung», sagte Bruder Werner damals über den Umzug. Bei der Verabschiedung in dieser Woche zeigte sich Bruder Crispin auch froh, dass es endlich so weit ist: «Der Abschiedsprozess hat doch etwas gedauert, jetzt gehen wir und fangen noch einmal neu an».
Kloster wurde geräumt
Die Schliessung des Klosters Olten ist seit längerem bekannt. Der Schweizer Kapuzinerorden hat sich zu diesem Schritt entschlossen, weil immer weniger und immer ältere Brüder in Olten leben. Seit Anfang des Jahres wird das Kloster nach und nach geräumt. Das Gebäude gehört dem Kanton Solothurn, alles Bewegliche darin dem Kapuzinerorden.
Dazu gehören Alltagsgegenstände wie eine Kücheneinrichtung, Bänke oder Tische. Aber auch eine Bibliothek, Statuen und über 100 Gemälde. Alles musste raus, wurde zum Teil in andere Klöster gebracht, an Museen oder das Solothurner Staatsarchiv abgegeben, auf dem Flohmarkt verkauft oder entsorgt.
In der Geschichte des Klosters hat sich vieles angesammelt, auch Persönliches. Und das, obwohl die Kapuziner eigentlich auf persönlichen Besitz verzichten. «Wir sind auch Teil dieser Welt», sagt Guardian Josef Bründler. «In den letzten Jahren haben wir das Kloster nicht mehr gewechselt, und sobald man sesshaft wird, sammeln sich Dinge an, die man mit der Zeit auch nicht mehr braucht.»
In der Schweiz sind von den 800 Kapuzinerbrüdern vor 60 Jahren noch 80 übrig geblieben. Nach der Schliessung des Klosters Olten gibt es in der Deutsch- und Westschweiz noch neun Kapuzinerklöster.
Die Tage des Kapuzinerordens in der Schweiz sind gezählt.
Im Kloster Schwyz sind Pflegende rund um die Uhr für die pflegebedürftigen Brüder da. Bei vielen Standorten ist die Zukunft ungewiss.
«Ich glaube, die Tage der Kapuziner in der Schweiz sind gezählt», sagt der Chef der Schweizer Kapuziner, Provinzial Josef Haselbach. «Für mich ist es fast normal geworden, dass Klöster geschlossen werden», sagte er im Januar in einem Interview mit Radio SRF. «Wir müssen, wir haben keine Leute mehr.»
So werden die letzten sechs Oltner Kapuzinerbrüder nicht die letzten sein, die umziehen müssen. «Es könnte sein, dass ich noch einmal in ein anderes Kloster zügeln muss», sagt der 90-jährige Bruder Crispin bei der offiziellen Verabschiedung in Olten. Er lacht dabei, aber er weiss, dass es so weit kommen kann.