Silvan Zaugg ist 25. Bisher hatte er sich noch nie viel Gedanken um Geld gemacht. Nach der kaufmännischen Lehre arbeitete er in einem Büro. «Ich hatte nie Geldsorgen, konnte sogar sparen. Jetzt sieht es völlig anders aus.» Er hatte den sicheren Bürojob aufgegeben, um an der Berner Fachhochschule Soziale Arbeit zu studieren.
Die finanzielle Situation belastet mich.
Nun steht er ohne seinen Studentenjob in der Gastronomie da, auch Kurzarbeitsentschädigung gibt es keine. Seine finanzielle Situation belaste ihn: «Das habe ich immer im Hinterkopf, dass Rechnungen kommen und dass es knapp wird», so Zaugg. Sein Erspartes, das eigentlich für eine Reise gedacht war, geht jetzt für Krankenkassen und Steuern drauf. Er wohnt noch bei seinen Eltern und gibt so wenig wie möglich aus.
In einer ähnlichen Lage steckt Laura. Ihren Nachnamen möchte sie hier nicht nennen. Die Studentin arbeitete im Service, in Museen oder als Promotorin an Grossanlässen. Ohne diese Einkünfte muss sie nun noch sparsamer leben. «Ich kaufe zum Beispiel kein Fleisch mehr, weil das nicht mehr drin liegt.»
1000 Franken pro Semester
Laura und Silvan Zaugg haben beide die Corona-Nothilfe der Berner Fachhochschule in Anspruch genommen. Pro Semester gibt es maximal zweimal 500 Franken als Überbrückung. Bei Laura ist mit 500 Franken eine Monatsmiete ihres WG-Zimmers bezahlt. «Es ist nicht sehr viel, trotzdem war es für mich eine grosse Hilfe», sagt Laura.
Wie ist das, plötzlich auf finanzielle Hilfe angewiesen zu sein? Er schäme sich nicht, sagt Silvan Zaugg. «Ich traue mich, um Hilfe zu fragen – auch bei Eltern oder Freunden.»
Grosse Unterschiede bei den Massnahmen
Viele Schweizer Unis und Hochschulen haben neben den regulären Stipendien nun auch Nothilfefonds lanciert. Die Hilfsangebote variieren stark. Während es bei der Berner Fachhochschule lediglich zweimal 500 Franken pro Semester gibt, erhalten Studierende bei der Uni Bern bis zu 5000 Franken. Dieses Geld muss nicht zurückerstattet werden.
Anders bei der ETH Zürich. Dort wurde wegen Corona der Zugang zu kurzfristigen zinslosen Darlehen erleichtert. «Beträge bis 5000 Franken können unkompliziert beantragt werden», heisst es bei der ETH auf Anfrage.
Bei der Hochschule Luzern sind vor allem Studierende im Bereich Musik betroffen, weil sie keine Konzerte mehr geben können. Wer keine Aussicht auf anderweitige Unterstützung hat, erhält momentan 500 Franken von der Hochschule. Teilweise erhalten besonders betroffene Studierende mehrfache Unterstützung.
Auch die Universität Zürich hat vor einem Jahr eine Corona-Nothilfe lanciert. Studierende in finanzieller Schieflage erhielten bis zu 6000 Franken, wobei Beiträge unter 3000 Franken nicht zurückbezahlt werden müssen. Alles über 3000 Franken gilt als zinsloses Darlehen, welches die Studierenden innert zweier Jahre nach Studienabschluss zurückzahlen müssen.
Nicht mehr Studienabbrüche
Mittlerweile hätten sich die Studierenden neu organisiert und seien nicht mehr auf die Nothilfe angewiesen, heisst es bei der Universität Zürich auf Anfrage. «Aufgrund der stark rückläufigen Nachfrage verzichten wir im Frühlingssemester 2021 auf eine Fortführung der Pandemie-Nothilfe.»
Die Hilfsangebote variieren also stark. Der Ort des Studiums entscheidet darüber, wie gross die Unterstützung ist. Aber unabhängig von der Höhe der Zahlungen scheint die Unterstützung ihren Zweck zu erfüllen: Bei allen angefragten Institutionen ist trotz Corona kein deutlicher Anstieg bei den Studienabbrüchen zu verzeichnen.