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KI an den Schulen Lehrpersonen müssen kreativer werden in der Aufgabenstellung

KI-Tools sind aus den Schulen nicht mehr wegzudenken und werden zwangsläufig die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler verändern.

Nicht erst seit ChatGPT boomt der Markt für KI-Tools. Ist das der Beginn einer neuen Ära? «Es ist sicher ein neues Kapitel in der digitalen Transformation», sagt Beat Döbeli Honegger, Professor für Digitalisierung und Bildung an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Ein neues Kapitel, aber keine neue Geschichte.

Zwei Schüler vor einem Laptop.
Legende: KI-Tools werden auch im Unterricht verwendet und bieten Lehrerinnen und Lehrern neue Möglichkeiten für die Gestaltung des Unterrichts. Keystone/Timothy D'Easley

Die Ähnlichkeiten zu den Anfängen des Internets sind unverkennbar. «Bereits vor 25 Jahren wurden Kurse für Lehrpersonen zum Umgang mit dem Internet angeboten.» Auch die heutigen Ängste sind kein Novum. «Früher war die Angst, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mehr selbst denken, sondern alles aus dem Internet herunterladen. Heute ist die Angst, dass sie nicht mehr selbst denken, sondern alles von einem Chatroboter schreiben lassen», zieht Döbeli Honegger Parallelen.

Schule als Wissensvermittlerin – auch im Hinblick auf KI

Die Rolle der Schule? «Eine wichtige», meint Döbeli Honegger. Die Schule ist ein Ort, an dem Schülerinnen und Schüler auf die Welt vorbereitet werden. Die heutige Welt besteht aus digitalen Werkzeugen, die unser tägliches Leben beeinflussen. Diese aus dem heutigen Unterricht auszuschliessen, ist für Döbeli Honegger «undenkbar».

Der Unterricht kann heute viel spannender gestaltet werden.
Autor: Beat Döbeli Honegger Professor für Digitalisierung und Bildung

Lehrerinnen und Lehrer sollen motiviert werden, neue Ansätze aktiv auszuprobieren und in die Lektionen zu integrieren. «Der Unterricht kann heute viel spannender gestaltet werden», sagt Döbeli Honegger. So sei es zum Beispiel nicht nur im Radio einfacher geworden, Podcasts zu produzieren. Auch in der Schule könnten Lehrpersonen dank Handys und Schnittprogrammen mit ihren Schülerinnen und Schülern in kurzer Zeit und ohne viel Aufwand tolle Projekte auf die Beine stellen. «Wofür früher eine Projektwoche nötig war, reicht heute ein Vormittag», sagt Döbeli Honegger.

Herausforderung im Unterricht

Der technische Wandel stellt den Unterricht auf den Kopf. Müssen Kinder zum Beispiel noch Rechtschreibung lernen, wenn das Schreiben künftig von Maschinen übernommen wird? «Jede Tätigkeit, die von einer Maschine übernommen wird, muss grundsätzlich verstanden werden», sagt Döbeli Honegger, sonst sei man der Maschine ausgeliefert.

Trotz Taschenrechner lernen wir heute in der Schule immer noch Kopfrechnen.
Autor: Beat Döbeli Honegger Professor für Digitalisierung und Bildung

Er vergleicht die heutige Situation mit der Einführung des Taschenrechners vor vierzig Jahren. «Trotz Taschenrechner lernen wir heute in der Schule immer noch Kopfrechnen. Es ist wichtig, dass die Kinder das Einmaleins beherrschen.» Dennoch habe sich der Mathematikunterricht stark verändert. So lernten Kinder nicht mehr, Wurzeln zu ziehen oder schriftlich zu dividieren. Dafür seien neue, durchaus anspruchsvollere Themen hinzugekommen. Neue Technologien böten neue Möglichkeiten, aber das bedeute nicht, dass die Kinder nichts mehr lernen müssten.

Wenn ich keine grundlegende Vorstellung davon habe, wie die Welt aufgebaut ist, dann kann ich auch keinen Chatroboter darüber schreiben lassen.
Autor: Beat Döbeli Honegger Professor für Digitalisierung und Bildung

Dieselbe Thematik zeige sich auch in anderen Fächern. Gemäss Döbeli Honegger nimmt das Weltwissen zu und die Gesellschaft muss entscheiden, was gelehrt werden muss, damit die KI-Werkzeuge noch bedient werden können. Denn: «Wenn ich keine grundlegende Vorstellung davon habe, wie die Welt aufgebaut ist, dann kann ich auch keinen Chatroboter darüber schreiben lassen», so Döbeli Honegger.

Tagesgespräch, 21.11.2023, 13 Uhr;kobt

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