Fast 200 Kommentare waren es: Der Artikel «Die Schweiz hat den drittgrössten Fussabdruck in ganz Europa» hat unter den SRF-News-Nutzern für eine angeregte Debatte, aber auch für offene Fragen gesorgt. Die kleine Schweiz solle einen grösseren ökologischen Fussabdruck haben als das achtmal grössere und 10 Mal mehr bewohnte Deutschland? Dies fragt sich zum Beispiel Nutzer Frank Müller: «Wie soll das gehen?», schreibt er. Und weiter: «Warum werden hier keine Zahlen oder Tabellen gezeigt?» Und auch Peter Müller bittet um Quellenangaben, die diese Aussage belegen.
SRF News hat nochmals bei Jürg Staudenmann, Klima-Experte bei Alliance Sud nachgefragt. Dieser betont, dass er vom Klima-Fussabdruck pro Kopf spreche. «Das ist nicht dasselbe wie der Fussabdruck nach dem Global Footprint Network ». Letzteres rechne nebst Klima- noch andere Faktoren ein. Vor allem aber sei der Klima-Fussabdruck pro Kopf ausschlaggebend, nicht der Gesamt-Fussabdruck der Schweiz als Land.
Nicht nur das Inland berücksichtigen
Und darum gehe es ihm ja gerade: «Man spricht und hört fast immer von der ‹kleinen Schweiz› und bezieht sich dabei lediglich auf die im Inland entstehenden Emissionen.»
Jede Person in der Schweiz sei aber darüber hinaus auch verantwortlich für diejenigen Emissionen, die ausserhalb der Schweizer Grenzen bei der Produktion der importierten Konsumwaren entstünden, oder durch internationale Flüge. «Und diese sogenannten konsumbasierten Emissionen sind im Falle der sehr stark global vernetzten Schweizer Wirtschaft eben sehr viel höher als die inländischen.» Quelle für seine Zahlen ist das Bundesamt für Statistik (BfS) - und diese Zahlen zeigen, dass mehr als 60 Prozent des Treibhausgas-Fussabdrucks im Ausland anfallen, erklärt Staudenmann.
BFS: Der Schweizer CO2-Fussabdruck
Wieso der 3. Platz in Europa?
Was den Vergleich mit anderen Ländern betrifft, so seien die konsumbasierten Pro-Kopf-Emissionen der in der Schweiz lebenden Menschen (= Pro-Kopf-Klimafussabdruck) mit 14 Tonnen CO pro Kopf und Jahr bedeutend höher als die Pro-Kopf-Emissionen der meisten anderen Europäer und Europäerinnen. Diese liegt im Durchschnitt unter 8.5 Tonnen pro Kopf und Jahr. Die Zahlen basieren auf Angaben der UNO und des Global Carbon Project (GCP) .
Als Gründe dafür nennt Staudenmann folgende: «Wir fliegen zum Beispiel doppelt so viele Flugmeilen. Wir konsumieren mehr und aufwändiger produzierte (Luxus)-Importgüter.» Oder wie Nutzer Jean-Claude Albert Heusser schreibt: «Der ‹sehr hohe Lebensstandard› hat eben ‹seine Folgen und Preis›! Weniger ‹protzen, klotzen und Luxus› wäre da angebracht!»