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Kreation von Gemeindewappen Heraldik: Wie fusionierte Gemeinden neue Wappen erschaffen

Ein neues Wappen soll die Identität der Gemeinde widerspiegeln. Dabei halten sich nicht alle an die Regeln der Heraldik.

Es ist ein Identifikationsmerkmal: das Wappen. Jede Gemeinde, jeder Kanton und jedes Land hat eines. Meistens existieren die Wappen seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten und sind mit der Geschichte des jeweiligen Ortes verwurzelt. Geändert werden die Wappen nur selten. Zum Beispiel dann, wenn zwei Gemeinden fusionieren. So wie aktuell die Gemeinden Wölflinswil und Oberhof im aargauischen Fricktal.

Ein Blatt Papier auf dem 5 verschiedene Wappen abgebildet sind. Eines davon wird das neue Gemeindewappen.
Legende: Aus diesen fünf Vorschlägen können die Einwohnerinnen und Einwohner von Oberhof und Wölflinswil auswählen. Links oben zum Beispiel ist ein Lindenblatt abgebildet, das typisch ist für das Fricktal. Gold ist die Gemeindefarbe von Wölflinswil, Blau jene von Oberhof. SRF/Alex Moser

Der Zufall will es, dass in einer dieser beiden Fusionsgemeinden, in Oberhof, ein Wappen-Experte zu Hause ist. Markus Reto Hefti ist der ehemalige Präsident der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft. Als Heraldiker beschäftigt er sich seit Jahrzehnten mit der Lehre der Wappen und lieferte Ideen für das neue Wappen der Fusionsgemeinde. Mehrere hundert Stunden sass er an seinem Schreibtisch und arbeitete 147 Vorschläge aus.

Ein Schreibtisch mit Blättern, Stiften, Zirkel, Taschenrechner und anderem Zeichnungsmaterial.
Legende: Hier entstehen die Wappen von Markus Reto Hefti. Dabei muss jede Linie, jeder Winkel und jede Farbkombination sitzen. SRF/Alex Moser

Auch aus der Bevölkerung gingen Vorschläge ein. Dabei wollten viele die beiden jetzigen Gemeindewappen kombinieren, also den Wolf von Wölflinswil mit dem Haus und den Tannen aus dem Oberhofer Wappen. Zwei dieser Vorschläge sind nun auch in der engeren Auswahl. Darüber ist Markus Reto Hefti gar nicht glücklich. «Durch die Kombination wirkt das Wappen überladen und ist aus der Ferne nicht gut erkennbar.» Ein Heraldiker würde ein Wappen nie so gestalten, so Hefti.

Das Aargauer Wappen ist aus heraldischer Sicht nicht korrekt.
Autor: Markus Reto Hefti Heraldiker

In der Heraldik gibt es aber noch mehr zu beachten. So sind nur gewisse Farben erlaubt: Es gibt Metalle (Gold/Gelb, Silber/Weiss) und Farben (Rot, Blau, Grün, Schwarz). Dabei geht es vor allem darum, einen starken Kontrast zwischen den einzelnen Elementen des Wappens zu schaffen. Darum ist es auch nicht erlaubt, dass Farbe auf Farbe oder Metall auf Metall trifft. Daran halten sich aber nicht alle. Der Kanton Aargau zum Beispiel hat aus Sicht der Heraldik einen klaren Regelbruch begangen: Mit Schwarz und Blau liegen zwei Farben direkt nebeneinander. Das sei sehr ungeschickt, findet Hefti. Der Kontrast sei so nicht genügend ausgeprägt.

Regelpatzer und Musterbeispiele bei historischen Wappen

Ebenfalls ein Farbfehler gibt es beim Wappen von Münchwilen (AG). Der abgebildete Mönch trägt eine braune Kutte. Braun auf einem Wappen, das sei für Heraldiker nur schwer anzusehen, sagt Hefti. Der Kanton habe die Gemeinde auf den Fauxpas angesprochen. Münchwilen beharrte aber auf der braunen Farbe der Mönchskutte.

Rechtlich durchsetzbar sind die heraldischen Regeln übrigens nicht. Verbindlich ist nur die sogenannte Blasonierung, die Beschreibung des Wappens. Beim Aargauer Wappen lautet die Blasonierung zum Beispiel: Gespalten rechts in Schwarz ein silberner Wellenkamm, links in Blau drei fünfstrahlige silberne (weisse) Sterne. Bei der eigentlichen Grafik darf der Gestalter oder die Gestalterin jedoch frei walten, solange die Blasonierung eingehalten wird.

Welches Wappen die Fusionsgemeinde Wölflinswil/Oberhof haben wird, ist noch nicht entschieden. Zur Auswahl stehen fünf Sujets. Auch der Name ist noch nicht klar. Möglich wäre Benkental, Wolfhof, Oberhof-Wölflinswil sowie Wölflinswil-Oberhof. 

SRF 1, Regionaljournal Aargau Solothurn, 30.10.2023, 17:30 Uhr ; 

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