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Kritik an Grossprojekt Bau des Berner Tiefbahnhofs wurde «deutlich unterschätzt»

Die eidgenössische Finanzkontrolle klopft dem RBS auf die Finger. Die Organisation des Bauprojekts sei mangelhaft.

Der Bahnhof Bern platzt aus allen Nähten, es fehlt an Platz für die Züge und die Reisenden. Deshalb muss Entlastung her, der Bahnhof Bern soll umgebaut werden. Es ist ein Milliardenprojekt. In diesem Rahmen entsteht auch der unterirdische Bahnhof für den Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS). Bezahlt wird das Grossprojekt grösstenteils vom Bund, deshalb hat es die eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) unter die Lupe genommen. Und kritisiert nun den Bauherren.

Zu wenig Transparenz bei den Kosten

Der RBS habe die Komplexität des Bauprojekts «deutlich unterschätzt», heisst es im EFK-Bericht. Das will Christine Schulz, RBS-Mediensprecherin, nicht gelten lassen: «Wir haben das Projekt nicht unterschätzt». Aber es sei ein Grossprojekt, und dass da nicht alles von Beginn weg auf den Punkt gebracht werden könne, das liege in der Natur der Sache. «Aber wir lernen dazu und verbessern uns.» Besonders seit der Projektreorganisation 2018 sei man gut aufgestellt.

Im Bericht ist auch die Rede von verbesserungswürdiger Kostentransparenz. Der Bau des neuen Tiefbahnhofs sollte ursprünglich 614 Millionen Franken kosten. Seit Februar ist aber klar: Das wird nicht reichen. Das Grossprojekt wird über 100 Millionen teurer werden.

Besucherinnen in der RBS-Baustelle am Bahnhof Bern.
Legende: Tag der offenen Baustelle im September: Hier entsteht der Tiefenbahnhof des RBS. Dieser ist 17 Meter unterhalb der Geleise des Bahnhofs Bern. Keystone/Peter Schneider

Ein Grund für die Kostensteigerung sind die Honorare. Ging der RBS zunächst von 60 Millionen Franken für Honorare aus, betragen diese Kosten mittlerweile 120 Millionen. Die Kostensteigerung ist für die EFK «zum Prüfungszeitpunkt nicht abschliessend erklärbar». Allerdings arbeitet der RBS laut EFK an einer nachvollziehbaren Erklärung.

Zu viel Verantwortung beim Projektleiter

Weiter kritisiert die EFK, dass beim Grossprojekt noch immer ein Qualitätsmanagement fehlt, oft werde das Vier-Augenprinzip nicht eingehalten. Und auch das Risikomanagement werde nicht stringent und durchgängig geführt. Der Gesamtprojektleiter habe zu viel Verantwortung, zu viel hänge von ihm ab – und noch immer gebe es keine richtige Lösung für seine Stellvertretung. Die Mediensprecherin Christine Schulz relativiert: «Es hängt nicht alles vom Projektleiter ab.» Trotzdem verspricht der RBS Besserung. «Wir sind dran, eine Aufgaben- und Funktionstrennung vorzunehmen.»

Kurz erklärt: Das Milliarden-Projekt Bahnhof Bern

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Weil der Bahnhof Bern an seine Kapazitätsgrenzen stösst, ist ein Umbau nötig. Zwei grosse Teilprojekte sollen es richten: Der neue RBS-Bahnhof im Untergrund und eine grössere Unterführung zum SBB-Bahnhof.

Zudem entstehen bei der Länggasse und beim Bubenbergplatz neue Zugänge zum Bahnhof. Die Stadt baut auch noch einen eigenen Zugang zum modernisierten Hirschengraben und passt die Verkehrsführung an.

Bauherren des Grossprojektes sind neben des RBS auch die SBB und die Stadt Bern. Alles in allem dürfte der Umbau des Bahnhofs Bern 1.2 Milliarden Franken kosten.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 08.09.2022, 06:31 Uhr ; 

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