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Kritik der Finanzkontrolle Vereinheitlichung der ÖV-Tarife geht zu langsam

Die Branche komme ihrem Auftrag nicht nach, kritisiert die Finanzkontrolle. Alliance Swisspass begründet mit der Grösse.

Mal wird der Billettpreis pro Zone berechnet, wie das in Städten oft der Fall ist, ein anderes Mal pro Strecke, wie bei der SBB beispielsweise. Diese zwei unterschiedlichen Tarifwelten stellen zurzeit das Hauptproblem dar.

«Es kann vorkommen, dass man für die gleiche Strecke unter Umständen unterschiedliche Preise erhält», erklärt Michael Müller, Mediensprecher des Bundesamts für Verkehr BAV. Das sei eine unübersichtliche Situation, die geändert werden müsse.

Menschen verlassen ein Perron, in dem sie eine Treppe hinuntersteigen.
Legende: Die zwei unterschiedlichen Tarifsysteme sorgen für Probleme. Keystone/Archiv/Ennio Leanza

Das Bundesamt für Verkehr wird allmählich ungeduldig. Das BAV poche seit längerer Zeit darauf, dass ein übersichtlicheres und einheitliches Tarifsystem in der Schweiz eingeführt werde, sagt Müller: «Die Branche tut sich bisher schwer damit.»

Branchenorganisation fehlt Durchschlagskraft

Die Branche ist zusammengeschlossen unter der Organisation Alliance Swisspass. Sie kann jedoch ihren Mitgliedern keine Vorgaben machen. Das sei ein Problem, sagt Daniel Hasler von der Eidgenössischen Finanzkontrolle EFK.

«Man braucht das Einverständnis von verschiedenen Playern, insbesondere auch von Tarifverbünden», so Hasler. An diesem Punkt fehle letztlich auch die Weisungsbefugnis für Durchschlagskraft. Das sei mit ein Grund, weshalb es nicht vorangehe mit der Vereinfachung des Tarifsystems.

Die Branchenorganisation Alliance Swisspass wehrt sich und verweist auf ihre Grösse: «Wir haben ein Tarifsystem, das seit über 100 Jahren gewachsen ist, an dem Bund, Kantone, Gemeinden, Transportunternehmen und Verbünde beteiligt sind», sagt Helmut Eichhorn, Geschäftsführer von Alliance Swisspass. Es sei nicht möglich, das System in ein bis zwei Jahren umzubauen. Man befinde sich jedoch im Zeitplan und habe diesen auch mit den Behörden abgestimmt.

Auch Konsumentenschutz kritisiert die ÖV-Branche

Box aufklappen Box zuklappen

Die Stiftung für Konsumentenschutz nennt mehrere Kritikpunkte zum Plan zur Tarifvereinheitlichung. Geschäftsführerin Sara Stalder befürchtet Schwierigkeiten für Menschen, die «nicht digital unterwegs» seien.

Zudem bemängelt der Konsumentenschutz, dass beliebte Abos verschwinden sollen, wie etwa das Halbtax oder das GA. Auch die Individualisierung der Ticketpreise missfällt Stalder. Die Berechnung des Nutzerverhaltens und die dadurch entstehenden individuellen Preise seien nicht transparent.

Alliance Swisspass widerspricht: Bisher sei noch nicht klar, worauf die Vereinfachung genau hinauslaufe. Über eine Periode von zwei Jahren werde gemeinsam mit den Behörden und den Kundenvertretern eine Alternative zum heutigen Tarifsystem entwickelt, erklärt Geschäftsführer Helmut Eichhorn. Man stehe «ganz am Anfang» dieses Prozesses.

HeuteMorgen, 20.06.2023, 06:00 Uhr

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