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Kühlsystem aus altem Persien Pionierprojekt kühlt Köpfe von Basler Schülerinnen

Windtürme sind natürliche Klimaanlagen, die seit Jahrtausenden Gebäude in heissen Ländern kühlen. Der erste solche Turm in Basel steht auf einem Schulhaus.

Der Schulstart im Kanton Basel-Stadt steht kurz bevor – mit Temperaturen über dreissig Grad. Damit den Schülerinnen und Schülern beim Lernen die Köpfe in den alten Klassenzimmern des Schulhauses Pestalozzi in Basel nicht rauchen, wurde dort kürzlich ein Windturm installiert. Ein «Badgir» oder auf Arabisch «Malqaf», ein natürliches Kühlystem – jahrtausendealt.

Bisher war es im Schulhaus so heiss, dass wir den Unterricht häufig nach draussen verlegen mussten.
Autor: Stefan Martin Schulleiter Pestalozzischulhaus

Per Knopfdruck kann der Schulleiter Stefan Martin die zwei Luken des Windturms öffnen. Aus der ersten Luke im Giebel steigt die warme Luft ins Freie. Durch die zweite Luke strömt kühle Luft ins Haus. Schulleiter Martin steht im Dachstock des alten Schulhauses, breitet die Arme aus: «Es ist hier deutlich kühler, oder? Es ist wirklich verblüffend», sagt er.

Das funktioniert aber natürlich nur, wenn es nachts abkühlt. Nur so ist es möglich, dass kalte Luft ins Gebäude kommt, die kühler ist als die Raumtemperatur und per Knopfdruck in den Raum gelassen werden kann. Bei Tropennächten, in denen es auch nachts sehr warm ist, stösst der Windturm an Grenzen.


Das Prinzip sei ähnlich, wie bei einem Heissluftballon, so Martin. «Man kann sich das wie einen Kamin vorstellen, der Wärme aus dem Haus rauslässt.»

Traditionelle Windtürme über den Dächern von Yazd im Iran.
Legende: Traditionelle Windtürme über den Dächern von Yazd im Iran. Reuters / Caren Firouz

Das Pestalozzi-Schulhaus in Basel ist das erste der Stadt, das mit dieser Technik gekühlt wird. Die Denkmalpflege befürwortete die bauliche Veränderung am historischen Bau. Schon beim Bau des Schulhauses Ende des 19. Jahrhunderts standen kleine Türmchen auf dem Dach. Diese wurden zwischenzeitlich abmontiert und nun wieder rekonstruiert. Martin ist froh darüber: «Bisher war es im Schulhaus so heiss, dass wir den Unterricht häufig nach draussen verlegen mussten.»

Weitere Schulhäuser in Basel sollen folgen

Mit der zunehmenden Hitze in der Stadt Basel kämpfte in der Vergangenheit lange nicht nur das Pestalozzi-Schulhaus. Es sei für die Kinder zunehmend schwierig gewesen, bei den hohen Temperaturen zu lernen, sagt auch Sabine Schärer. Sie ist beim Kanton Basel-Stadt zuständig für alle Schulbauten: «Unser Ziel ist es, die klimatischen Bedingungen in den Schulen zu verbessern. So, dass das Lernen wieder einfacher fällt.»

Ähnliche Kühlsysteme wie die Windtürme aus dem alten Persien sollen künftig auch in andere Basler Schulhäuser eingebaut werden.

Regionaljournal Basel, 7.8.2023, 17:30 Uhr ; 

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