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Künftig an der ETH Zürich Nobelpreisträger Didier Queloz erforscht die grösste aller Fragen

Er ist Nobelpreisträger und erforscht die Entstehung des Lebens: Nun konnte die ETH den Astrophysiker gewinnen.

Der Präsident der ETH Zürich, Joël Mesot, hat heute Freitag einen Coup bekanntgegeben: «Es ist ein Riesentrumpf für uns, dass wir Didier Queloz engagieren konnten. Seine Erfahrung in verschiedensten Disziplinen ist für uns enorm viel wert.»

Queloz seinerseits sagt, er sei an jenem Punkt seiner Karriere, an dem er vor allem sein Wissen an eine neue Generation weitergeben wolle. An der University of Cambridge, wo er zurzeit lehrt und forscht, findet der 55-Jährige dafür ideale Bedingungen vor.

Didier Quelot
Legende: Die ETH hat den Schweizer Astrophysiker und Nobelpreisträger Didier Queloz gewinnen können, um ein neues, interdisziplinäres Forschungszentrum aufzubauen. Keystone

«Wir haben in Cambridge schon vor einigen Jahren ein Zentrum eingerichtet, um den Ursprung des Lebens zu erforschen. Es geht um die Frage, unter welchen Bedingungen sich auf anderen Planeten, in anderen Sonnensystemen Leben entwickeln könnte», sagt Queloz.

Die Faszination, die dieses Zentrum auf die jungen Studierenden ausübe, sei aussergewöhnlich. Queloz hatte grosse Lust, in seiner Heimat etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. «Und dann habe ich im Gespräch mit Kollegen, mit dem ETH-Präsidenten Joël Mesot gemerkt: Die Schweiz will das auch.»

Suche nach dem Ursprung des Lebens

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Queloz (links, neben Michel Mayor) nimmt den Nobelpreis entgegen

Didier Queloz entdeckte 1995 den ersten Exoplaneten – einen Planeten, der ausserhalb unseres Sonnensystems um einen sonnenähnlichen Stern kreist. Für diese Entdeckung erhielt er 2019 den Nobelpreis für Physik, zusammen mit Michel Mayor. An der ETH Zürich widmet sich Didier Queloz nun einem noch grösseren Thema: nämlich nichts weniger als der Entstehung des Lebens.

ETH-Präsident Mesot bestätigt: Schon vor zwei Jahren habe die ETH Zürich ein interdisziplinäres Projekt zum Ursprung des Lebens lanciert: «Biologie, Physik, Chemie, Umwelt- und Erdwissenschaft sind vertreten.» Doch bislang habe niemand das Know-how gebündelt, so der ETH-Präsident. Mit Queloz werde sich das ändern.

Das wissenschaftliche Arsenal ist komplett

Die Planetenwissenschaften geniessen in der Schweiz ein grosses Renommee. Queloz und sein Doktorvater Michel Mayor haben dazu entscheidend beigetragen, als sie 1995 den ersten Exoplaneten entdeckten – den ersten Riesenplaneten ausserhalb unseres Sonnensystems.

2014 lancierte der Schweizerische Nationalfonds den Forschungsschwerpunkt PlanetS. Dessen Ziel ist es, den Ursprung und die Entwicklung von Planeten zu erforschen und zu charakterisieren.

Das Arsenal an Wissenschaftlern und Werkzeug, das es braucht, um solche Fortschritte zu machen, ist jetzt komplett in der Schweiz – vorher fehlte das
Autor: Willy Benz Professor für Astrophysik an der Uni Bern

Wie kann nun die ETH Zürich zu dieser breit aufgestellten, erfolgreichen Astro-Szene überhaupt noch beitragen? Willy Benz ist Professor für Astrophysik der Universität Bern und Direktor von PlanetS. Er sagt, bei PlanetS seien alle möglichen Spezialistinnen und Spezialisten aus der Astronomie vertreten.

Bis jetzt habe es aber keine Biochemikerinnen und Biochemiker gegeben. «Es gab keine Arbeiten in dem entsprechenden Gebiet, um zu verstehen, wie und unter welchen Bedingungen Leben entstehen kann.»

Ruf als Wissenschafts-Hochburg zementiert

Dieses Wissen sei bei der ETH Zürich bestens angesiedelt, so Benz: «Das Arsenal an Wissenschaftlern und Werkzeug, das es braucht, um diese Fortschritte zu machen, ist jetzt komplett in der Schweiz – vorher fehlte das.»

Und dass die Hochschule den Nobelpreisträger Queloz anwerben konnte, sei kein Zufall. «Man improvisiert sich nicht einfach zu einem Weltklasse-Player. Die ETH ist in der Schweiz sicher die Hochschule, die so etwas machen kann.»

Wie sich das Zentrum personell aufstellen werde, werde sich nach dem Start von Queloz im September weisen, sagt ETH-Präsident Mesot. Queloz wird sein Arbeitspensum 50:50 zwischen Cambridge und Zürich aufteilen. «Cambridge ist interessiert an einer engen Forschungszusammenarbeit auf dem Gebiet», sagt Queloz. Das Klima in Cambridge sei anders, die Sprache ebenfalls – doch die Welt der Forschung sei gleich wie in Zürich.

Echo der Zeit, 21.05.2021, 18 Uhr

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