Das Solothurner Konzertlokal Kofmehl ist seit 20 Jahren in einem markanten Gebäude daheim: im Rostwürfel. Vorher war es in einer ehemaligen Fabrikhalle zu Hause. Im «Köfu» spielten bereits Bands wie Die Ärzte, Sunrise Avenue, Wir sind Helden, Shaggy oder Patent Ochsner. Das Kofmehl hat in der Provinz Erfolg.
«Wir feiern 8000 Bands, 32'000 einzelne Künstlerinnen und Künstler, 2'000'000 Eintritte und 5000 Anlässe!», freut sich der Verein zum Geburtstag. Es gab aber auch Tiefpunkte wie die Coronapandemie oder ein Toter nach Stagediving an einem Konzert. Wie hat das Kofmehl alles überstanden?
-
Bild 1 von 4. Der Rostwürfel wird 20. Das markante Gebäude war am Anfang ziemlich hell. Unterdessen ist es richtig rostrot. Zuvor war das Kofmehl an einem anderen Ort. Bildquelle: zvg / Kofmehl.
-
Bild 2 von 4. Hier startete die Kulturfabrik Kofmehl vor 33 Jahren. Das Areal wurde anderweitig gebraucht und der Mietvertrag mit dem Kofmehl gekündigt. Ein Schock, aber kein Grund zum Aufgeben. Bildquelle: zvg / Kofmehl.
-
Bild 3 von 4. Die Stadt Solothurn half bei der Suche nach einem Bauplatz. Die Kantonsregierung trieb Geld aus dem Lotteriefonds auf. So entstand der Rostwürfel und die langjährige Geschichte des Kofmehl ging weiter. Bildquelle: zvg / Kofmehl.
-
Bild 4 von 4. Konzerte, Disco, Politpodien: Das Kofmehl bietet für jeden Geschmack etwas. Die grosse Halle fasst 900 Personen. Im Bild: die Fäaschtbänkler. Bildquelle: zvg / Kofmehl.
Das Herzstück der Kulturfabrik seien die rund 250 Freiwilligen, sagen die Zuständigen. Nur elf Personen sind festangestellt. Nebst Konzerten gibt es Discoabende, Lesungen, Filmnächte, Fussballspiele auf der Leinwand oder Politpodien. Die grosse Halle bietet Platz für 900 Personen, die kleinere Raumbar für weitere 200. Zum Vergleich: Das Kaufleuten Zürich hat 1100 Stehplätze, das Bierhübeli Bern 800.
Angefangen hat die Kofmehl-Story aber nicht im Rostwürfel. Den brauchte es eher zufällig. Weil die Westumfahrung der Stadt Solothurn gebaut wurde, musste die ursprüngliche Kofmehl-Fabrikhalle weg. Innerhalb eines Jahres kam genug Geld zusammen, um ein neues Kofmehl zu bauen. Stadt, Kanton, Bevölkerung – alle haben mitgeholfen. «Das neue Haus war eine Bieridee und wurde zur Institution», sagt Geschäftsführer Pipo Kofmehl (53) heute.
Corona-Tests statt Konzerte
«Das Haus zu planen, bauen, betreiben war eine Herausforderung», so Kofmehl. Die Namensübereinstimmung von Chef und Lokal ist übrigens zufällig. Es gab aber auch im Neubau schwierige Zeiten. Corona machte dem Kofmehl zu schaffen, erzählt Stefan Wigger, der für die Programmierung zuständig ist. «Der Pandemie-Anfang war brutal. Von heute auf morgen war alles zu.»
Das Kofmehl heute
-
Bild 1 von 3. Die Freude am Jubiläum in und um Solothurn ist gross. 20 Jahre im Rostwürfel – das wird nicht nur vor Ort, sondern auch auf sozialen Medien zelebriert. Bildquelle: SRF / Christoph Studer.
-
Bild 2 von 3. Das Kofmehl ist weit über die Region Solothurn hinaus bekannt. Das Kulturlokal zwischen Bern und Zürich behauptet sich seit total 33 Jahren. Bildquelle: SRF / Christoph Studer.
-
Bild 3 von 3. Pause machen, Programm besprechen, Drinks ausschenken: Noch ist im Kofmehl Solothurn lange nicht Schluss, sagt Geschäftsführer Pipo Kofmehl. Bildquelle: SRF/Christoph Studer.
Der Kanton habe in jener Krisenzeit angerufen und gefragt, ob Kofmehl ein Corona-Testcenter eröffnen könnte. «Wir haben spontan zugesagt, die Angestellten waren somit beschäftigt», so der Geschäftsführer.
Gefährliches Stagediving und Corona
Ein weiterer Tiefpunkt: Vor über zehn Jahren fiel ein Besucher beim Stagediving auf den Boden. Er starb später nach Komplikationen an seinen Verletzungen. Staatsanwaltschaft und Polizei seien damals im Kulturhaus am Tisch gesessen: «Ich dachte, das wars», erinnert sich Pipo Kofmehl. Aber es ging weiter.
Ich dachte, das wars.
Das Kofmehl prüfte ein Verbot für das Springen von der Bühne ins Publikum. Es entschied sich aber dagegen, weil es ein Einzelfall war. Seitdem setzt die Kulturfabrik auf Sensibilisierung.
Wenn Backstage zur Stube wird
Das Programm sei in den letzten Jahren deutlich breiter geworden, erzählt Stefan Wigger. Unterdessen gebe es auch ü60-Discos oder Auftritte der Jodlerfamilie Oesch. «Man hätte vor 20 Jahren nie für möglich gehalten, dass die Generation ü60 am Sonntagnachmittag tanzen will.»
Manchmal werde das Kofmehl zur Stube. «Als Patent Ochsner in elf Tagen acht Shows absolviert hat, wurde der Backstage-Bereich zum Wohnzimmer. Nicht nur für die Band, auch für das Team. Es wurde über Themen weit weg vom Bandalltag gesprochen.»
33 Jahre Kofmehl Solothurn
Das Kofmehl soll noch viele Jahre solche Geschichten schreiben, wenn es nach Chef Pipo Kofmehl geht. «Bis 70 will ich es nicht machen. Ich bin meistens nicht mehr der Letzte am Konzert. Wir haben gute Leute, die nachkommen werden.»