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Lärmschutz-Strategie in Zürich Tempo 30 auf Zürichs Hauptstrassen – doch so einfach ist es nicht

Die linke Stadtregierung wird von Kanton und Bund ausgebremst. Ein Zwist, der sich quer durch die Schweiz manifestiert.

Die Lastwagen brummen, die Autos röhren. Allein in der Stadt Zürich leben 125'000 Menschen an Orten, wo es zu laut ist. Das müsse sich ändern, findet SP-Stadträtin Simone Brander bei der Präsentation der städtischen Lärmschutz-Strategie.

Einfachste und kostengünstige Massnahme ist Tempo 30, um die Grenzwerte einhalten zu können.
Autor: Simone Brander SP-Stadträtin

«Lärm kann auch gefährlich sein, kann krank machen», betonte sie. Einfachste und kostengünstige Massnahme sei Tempo 30, um die Grenzwerte einhalten zu können. Die Stadtregierung will deshalb jetzt vorwärtsmachen und alles daran setzen, weitgehend Tempo 30 zu verordnen.

Das sei einfach umzusetzen mit der Umbeschriftung der Verkehrsschilder, der Lärmpegel sinke und werde auch von den dort wohnenden Menschen als leiser wahrgenommen, so Brander.

Rosengartenstrasse in Zürich.
Legende: Tempo 30 auf Hauptstrassen innerorts oder doch lieber Flüsterbeläge? Der Verkehrslärm belastet auch Teile der Stadt Zürich massiv. Keystone/Michael Buholzer

Alles andere als leise ist allerdings der Widerstand gegen diese städtische Tempo-30-Offensive. SVP und FDP wollen es den Städten Zürich und Winterthur verbieten, eigenständig die Geschwindigkeit zu reduzieren. Sie haben dazu eine kantonale Initiative lanciert, über die voraussichtlich diesen Herbst abgestimmt wird.

Für-Kantonsrat Marc Bourgeois, der im Initiativkomitee sitzt, ist klar: «Es gibt ein übergeordnetes Recht, wo der Bund gewisse Dinge vorschreibt. Dazu gehört die Grundregel von Tempo 50 auf Hauptstrassen innerorts.»

Wenn es der Stadt wirklich um den Lärm ginge, würde sie überall Flüsterbeläge einbauen. Das tut sie aber nicht.
Autor: Marc Bourgeois FDP-Kantonsrat

Bourgeois betont den Vorteil von Flüsterbelägen, die eine Lärmreduktion von sechs Dezibel ermöglichten. Im Gegensatz zu Tempo 30, wo sich Lärmreduktionen zwischen 0.9 und 2.7 Dezibel ergeben hätten.

«Wenn es der Stadt wirklich um den Lärm ginge, würde sie überall Flüsterbeläge einbauen. Das tut sie aber nicht», so der Politiker. Den Städten gehe es vielmehr darum, Autofahrerinnen und Autofahrer zu schikanieren. Tempo 30 bremse zugleich den öffentlichen Verkehr aus und behindere die Blaulichtorganisationen.

Vorstoss der Städte im nationalen Parlament

Doch der Streit um Tempo 30 tobt nicht nur in Zürich. So möchte etwa auch der Schweizerische Städteverband Tempo 30 zur Norm machen. Im nationalen Parlament steckt dieser Vorschlag in der Sackgasse. Der Nationalrat stimmte unlängst einer Forderung zu, den Städten die Kompetenz wegzunehmen, auf Hauptstrassen Tempo 30 statt Tempo 50 zu beschliessen.

Wir zeigen die Probleme auf, wenn wir nicht mehr Tempo 30 anordnen können.
Autor: Simone Brander SP-Stadträtin

National stehen die Signale also auf mehr Tempo und weniger 30er-Zonen. Doch die Städte setzen sich weiterhin dafür ein. SP-Politikerin und Stadträtin Simone Brander: «Wir zeigen die Probleme auf, wenn wir nicht mehr Tempo 30 anordnen können. Wir müssen uns auf Bundesebene auch besser vernetzen und aufzeigen, dass wir gute Instrumente haben, um die Menschen vor Lärm zu schützen.»

Links gegen rechts, Stadt gegen Kanton und Bund – der Streit um Tempo 30 in Städten nimmt weiter Fahrt auf.

Echo der Zeit, 16.06.2025, 18:00 Uhr

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