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Lawinenunglücke in den Alpen Im Hochgebirge ist stets Vorsicht geboten

Lawinenunglücke in den Schweizer Alpen mit mehreren Toten haben am Wochenende für Schlagzeilen gesorgt. Ist das ein Zeichen, dass die Lawinensituation derzeit speziell gefährlich ist? Antworten hat Célia Lucas vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF).

Célia Lucas

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Célia Lucas ist Lawinenprognostikerin am Institut für Schnee- und Lawinenforschung, SLF. Sie hat an der ETH in Zürich Geologie und Geophysik studiert.

SRF News: Wie präsentiert sich die aktuelle Schnee- und Lawinensituation?

Célia Lucas: Im Hochgebirge ist es derzeit im Jahresvergleich noch recht winterlich. Im Mai war es recht kühl, und es gab immer wieder Schneefälle. Entsprechend präsentiert sich die Lawinensituation im Hochgebirge zurzeit als relativ heikel.

Wie häufig sind Lawinenunfälle zu dieser Jahreszeit in hochalpinem Gelände?

Im Durchschnitt war es im Mai in den letzten zwanzig Jahren jeweils weniger als ein Mensch, der in einer Lawine in der Schweiz umgekommen ist. Dieses Jahr könnten es bisher bis zu elf Todesopfer allein im Mai sein. Das ist schon sehr aussergewöhnlich.

Im Hochgebirge können schon kleine Lawinen grosse Konsequenzen für die Betroffenen haben.

Worauf sollte man achten, wenn man jetzt noch auf eine Skitour gehen will?

Man muss die Lawinensituation vor Ort und regional beurteilen. Dabei muss man sich stets bewusst sein, dass im Hochgebirge schon kleine Lawinen grosse Konsequenzen für die Betroffenen haben können. Man muss die Lawinensituation also auf jeden Fall beachten.

Sollte man derzeit sogar besser auf eine Skitour verzichten?

Das muss man selbst entscheiden. Es gibt sicher viele Touren, die möglich sind. Aber man sollte das Lawinenbulletin gut studieren und dann die lokale Situation anschauen. Ab Donnerstag, auf das verlängerte Auffahrts-Wochenende hin, werden wir vom SLF sicher wieder ein solches Lawinenbulletin veröffentlichen.

Kein tägliches Lawinenbulletin im Sommer

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Vier Skifahrer auf schneebedecktem Berg mit blauem Himmel.
Legende: Keystone/Jean-Christophe Bott

Das SLF publiziert im Winter und Frühling in der Regel täglich um 17 Uhr ein aktuelles Lawinenbulletin. In den Wintermonaten wird es, falls angezeigt, am Morgen jeweils erneuert. Von Frühsommer bis Herbst werden nur noch bei grossen Schneefällen Lawinenbulletins herausgegeben. Ob dann ein Bulletin herausgegeben wird, hängt zusätzlich von Wind, Temperatur sowie Ausdehnung und Eigenschaften der bereits vorhandenen Schneedecke ab. Zudem muss das Schneefallereignis mindestens ein ganzes Gebirgsmassiv betreffen.

Die fünf Toten am Rimpfischhorn bei Zermatt am Wochenende wurden in einer Gletscherregion aufgefunden. Sind Gletscherzonen besonders gefährlich?

An steileren Gletschern, wo es zuweilen auch zu Gletscherabbrüchen kommt, kann es auch zu Schneelawinen kommen. Aber grundsätzlich ist die Lawinensituation nicht unterschiedlich zwischen Fels und Gletscher.

Die Lawinensituation bleibt in den nächsten Tagen eher heikel.

Und wie entwickelt sich die Lawinensituation in den nächsten Tagen?

Das Wetter bleibt wechselhaft, entsprechend bleibt auch die Lawinensituation eher heikel. Deshalb wird die Lawinensituation am langen Auffahrts-Wochenende sehr gut beobachtet werden müssen – und man sollte sehr vorsichtig sein, wenn man sich ins Hochgebirge begibt.

Das Gespräch führte Vanessa Ledergerber.

SRF 4 News aktuell, 26.5.2025, 10:45 Uhr ; 

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